Zürich – Der heutige Beschluss der SNB löste im Markt keine nennenswerten Überraschungen aus, ist aber aus zweierlei Gründen dennoch interessant:
Erstens bewegte sich die SNB lange Zeit im Gleichschritt mit der EZB, um den EUR/CHF-Wechselkursbereich zu begrenzen (wichtig angesichts der Tatsache, dass zwei Drittel der Schweizer Exporte in die EU-Zone gelangen), und zweitens, weil sich die wirtschaftliche Dynamik deutlich verlangsamt hat, nachdem die SNB ihre Wachstumsprognose für 2019 gerade von 1,5 Prozent auf 0,75 Prozent halbiert hat. Vielleicht muss sich die SNB jetzt dem Druck der Banken beugen, die unter den tief negativen Zinsen leiden (-0,75 Prozent). Tatsache ist, dass die SNB seit einiger Zeit ein ziemlich aggressives Tiering durchführt, so dass sie nicht über die Mittel verfügt, um eine weitere Zinssenkung im gleichen Umfang wie die EZB auszugleichen.
Die SNB hat vorerst beschlossen, die Freistellungsschwelle für Minuszinsen leicht anzuheben, was zumindest die Geschäftsbanken etwas entlastet. Offenbar will die SNB ihr Pulver trocken halten für den Fall, dass sich kurzfristig eine weitere Zinssenkung ankündigt, beispielsweise im Zusammenhang mit einem harten Brexit, welcher den Schweizer Franken unter Druck setzen würde. Offenbar zieht sie es vor diesem Hintergrund vor, weiterhin über gezielte Währungsinterventionen zu agieren, wie die jüngsten Zahlen zeigen.
Mario Eisenegger, Investment Director, Wholesale Fixed Income, M&G