SNB-Direktoriumspräsident Thomas Jordan. (Foto: SIFF.2015)
Zürich – SNB-Präsident Thomas Jordan verteidigt auch ein Jahr später die Aufhebung des Euro-Mindestkurses. «Wir sind immer noch fest davon überzeugt, dass es der richtige Entscheid gewesen ist», sagte er in der Samstagsrundschau von Radio SRF. Die Massnahme sei im Gesamtinteresse der Schweiz gewesen.
Jordan betonte, dass vor allem die extreme Euroschwäche zum Entscheid geführt habe. Der Mindestkurs sei zwar ein gutes Instrument gewesen, um die Frankenstärke zu bekämpfen, aber er sei kein gutes Instrument, um die aktuelle Euroschwäche zu bekämpfen, so der Präsident der Schweizerischen Nationalbank im Interview weiter. Diesen mit Hunderten Milliarden weiter aufrecht zu erhalten, wäre ihm zufolge nicht erfolgreich gewesen und hätte keinen Sinn gemacht.
Jordan betonte auch, dass die jetzige Geldpolitik der Schweizer Wirtschaft nütze. Die anfänglichen Befürchtungen nach dem 15. Januar 2015 seien bisher jedenfalls nicht eingetroffen: Weder eine starke Rezession noch Massenarbeitslosigkeit oder eine starke Deflation habe es gegeben, so Jordan. Die Unternehmen konnten sich demnach an die durchaus schwierige Situation anpassen.
In manchen Bereichen sei der Anpassungsdruck durch den starken Franken sicher höher. Von einer Deindustrialisierung wolle er aber nicht sprechen. Es gebe vielmehr eine Veränderung innerhalb der Industrie. Es sei daher wichtig, dass sich die Schweiz auf Produkte mit hoher Wertschöpfung konzentriere. Sicher werde der Anpassungsprozess bei den Unternehmen im Zuge der Frankenstärke aber auch im neuen Jahr noch weitergehen, fuhr er fort.
Dennoch ist die Nationalbank, was das Wachstum angeht, optimistischer als andere Prognostiker und erwartet 2016 ein Wachstum von 1,5%. Das sei aber kein Zweckoptimismus. «Wir verwenden in unseren Prognosen alle Informationen, die wir haben», so der SNB-Präsident. Man gehe bei der Prognose davon aus, dass sich die Weltwirtschaft moderat erhole, es sei aber durchaus so, dass es Unsicherheiten gebe bezüglich der globalen Entwicklung.
«Kein interner Mindestkurs»
Dass es innerhalb der SNB heimlich weiterhin einen «internen Mindestkurs» gibt, verneinte Jordan gegenüber Radio SRF. Man schaue vielmehr auf die gesamte Währungssituation und nicht lediglich auf den EUR/CHF-Kurs. Die Negativzinsen sowie die Bereitschaft, am Devisenmarkt zu intervenieren, seien zielführend, um die richtige Geldpolitik zu betreiben, so seine Worte.
Man müsse auch sehen, dass die Aufwertung des Frankens nicht mehr 20% betrage wie unmittelbar nach Aufhebung des Mindestkurses, sondern dass die Aufwertung gewichtet nach allen relevanten Währungen noch rund 8% und zum Euro allein noch rund 10% ausmache.
Der Franken sei aber auch aus Sicht der SNB nach wie vor überbewertet, so Jordan. Er gehe aber davon aus, dass der Wechselkurs auf dem jetzigen Niveau bleibe oder sich noch etwas weiter abschwächen werde. Nachdem die SNB die Aufgabe des Mindestkurses beschlossen hatte, fiel der Euro zeitweise auf Parität zum Franken. Seit etwa August notiert er aber wieder um die 1,08 CHF. (awp/mc/ps)