SNB Stab-Bericht: Ungleichgewichte im Hypothekarmarkt etwas verringert
Zürich – Die Ungleichgewichte im Schweizer Hypothekar- und Immobilienmarkt haben sich nach Ansicht der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im vergangenen Jahr etwas verringert. Zwar bleibe das Wachstum des Hypothekarvolumens relativ stark und die Zinsrisiken seien weiter auf hohem Niveau, aber die inlandorientierten Banken hätten ihre Kapitalisierung im Gleichschritt mit dem Wachstum der Bilanzen verbessert. Währenddessen hält für die Finanzinstitute der Druck auf die Zinsmarge an.
Im vergangenen Jahr wuchsen die Hypothekarvolumen noch um 2,7%, hält die SNB in ihrem am Donnerstag veröffentlichten «Financial Stability Report 2017» fest. Das zum Vorjahr verlangsamte Wachstum und die nach oben revidierten Schätzungen für das Wirtschaftswachstum zeigten insgesamt verringerte Ungleichgewichte. Dennoch befänden sich diese auf einem ähnlichen Niveau wie im Jahr 2014, als die SNB den antizyklischen Puffer bei 2% angesetzt hatte.
Inlandbanken wachsen überdurchschnittlich
Die inlandorientierten Banken wuchsen 2016 im Hypothekarmarkt mit einem Plus von 4,1% deutlich stärker als die Grossbanken und auch klar über dem Gesamtmarkt. Unverändert blieb zwar insgesamt der Anteil der Kredite mit einem hohen Belehnungsgrad. Weiter angestiegen sei allerdings der Anteil derjenigen Hypothekarkredite für selbstbewohntes Eigentum, bei denen das Einkommen der Kreditnehmer bei einem Zinsanstieg stark belastet würde. «Insgesamt haben die Banken ihren Risiko-Appetit im Hypothekarmarkt langsam, aber stetig erhöht», heisst es im SNB-Bericht.
Erneut zurückgegangen sind die Zinsmargen, nachdem sich 2015 noch eine Stabilisierung abgezeichnet hatte. Hauptgrund ist die erneut gesunkene durchschnittliche Zinssatz auf den ausstehenden Darlehen. Der Druck auf die Margen dürfte gemäss dem Bericht auch weiter anhalten. Die SNB verweist dabei auf eine verschärfte Konkurrenz im Hypothekarmarkt auch durch Nicht-Banken: So sei 2016 ein gestiegener Druck von Versicherungsgesellschaften im Hypothekarmarkt festgestellt worden. «Je länger die Periode ausserordentlich tiefer Zinsen anhalten wird, des stärker werden die Auswirkungen auf die Zinsmargen ausfallen.»
Kapitalisierung über Minimalvorschriften
Gleichzeitig bleibt die Kapitalisierung der Inlandbanken klar über den Minimalvorschriften der Regulatoren: Alle Banken hätten nicht nur die Basel III-Vorschriften erfüllt, sondern auch die zusätzlichen Kapitalerfordernisse etwa durch den anztiyklischen Kapitalpuffer. Zudem hätten die systemrelevanten Banken – namentlich Postfinance, Raiffeisen und die Zürcher Kantonalbank – die seit Juli 2016 geltenden zusätzlichen Vorgaben erfüllt.
Insgesamt hätten Stresstests gezeigt, dass bei den meisten Inlandbanken Verluste unter den relevanten Negativszenarien aufgefangen werden könnten. Dabei spielten der antizyklische Puffer, die Vorschriften für systemrelevante Banken, aber auch die vorsichtige Haltung vieler Banken eine wichtige Rolle, so die Nationalbank.
Antizyklischer Puffer im Fokus
Die SNB will auch weiterhin die Entwicklung in den Märkten und insbesondere auch die von den Banken eingegangenen Risiken eng verfolgen. Je länger die Phase der «ausserordentlich tiefen Zinsen» anhalte, desto stärker würden die Anreize für die Banken, ihre Risiken zu vergrössern, stellt sie fest. Sorgen macht der Nationalbank derzeit vor allem der Markt für Mietwohnungs-Immobilien, wo sie ein erhöhtes Risiko für eine Preiskorrektur sieht. Der Bedarf für eine Anpassung des antizyklischen Puffers werde «regelmässig überprüft», mahnt sie. (awp/mc/upd/ps)