Zürich – Die Risiken im Hypothekarkreditgeschäft haben sich 2017 nach Ansicht der Schweizerischen Nationalbank (SNB) weiter erhöht. Die SNB regt deshalb neue Massnahmen im Bereich Hypothekarkredite an.
Zwar seien die Ungleichgewichte im Schweizer Hypothekarmarkt etwas zurückgegangen. Diejenigen auf dem Wohnimmobilienmarkt hätten allerdings zugenommen, stellt die SNB in ihrem am Donnerstag veröffentlichten «Bericht zur Finanzstabilität 2018» fest. Es bestehe das Risiko einer Kurskorrektur.
Gleichzeitig habe 2017 das Engagement der Inlandbanken im Schweizer Hypotheken- und Immobilienmarkt weiter zugenommen. Zudem seien bei den Wohnimmobilien die Erschwinglichkeitsrisiken auf einen historischen Höchststand geklettert, gemessen am Verhältnis zwischen Belehnung und Einkommen. Es mehren sich laut SNB Anzeichen für Ausfallrisiken.
Banken angemessen kapitalisiert
Dennoch bleibe die Widerstandsfähigkeit der meisten inländischen Banken angemessen, hält die SNB fest. Diese hätten ihre Kapitalisierung im Gleichschritt mit ihren Bilanzsummen und gar etwas schneller als ihre risikogewichteten Aktiven verbessert. Sowohl die Leverage Ratio als auch die die risikogewichtete Kennziffer für diese Banken lägen deutlich über den gesetzlichen Mindestanforderungen.
Die Stresstests hätten gezeigt, dass bei den meisten Inlandbanken das Überschusskapital gross genug sei, um Verluste unter den relevanten Negativszenarien aufzufangen. Dabei spielten der antizyklische Puffer, die Vorschriften für systemrelevante Banken eine wichtige Rolle, so die Nationalbank.
Die SNB hebt aber auch den Warnfinger: Eine Reihe von Banken – mit einem signifikanten kumulierten Marktanteil – liege in der Nähe oder unterhalb der regulatorischen Mindestwerte, sollten diese Institute keine Gegenmassnahmen ergreifen.
SNB regt neue Massnahmen an
Sollten die Zinsen auch in Zukunft ausserordentlich tief blieben, gebe es weiterhin Anreize, im Kreditmarkt hohe Risiken einzugehen, warnt die SNB. So könnten die Banken versucht sein, mit einem Wachstum bei den Ausleihungen den Druck auf Margen und Profitabilität aufzufangen. Ein solches Verhalten könnte zu neuen Ungleichgewichten auf dem Hypothekar- und Immobilienmarkt führen.
Die SNB regt in diesem Zusammenhang neue Massnahmen im Bereich Hypothekarkredite an. So etwa die neuerliche Überarbeitung der Selbstregulierungsrichtlinien. Oder alternativ regulatorische Änderungen als Ergänzung zu einer verstärkten Aufsicht über besonders exponierte Banken. Die SNB verweist in diesem Zusammenhang auf den letzten Jahresbericht der Finanzmarktaufsicht.
Die FINMA habe in diesem Bericht hervorgehoben, dass sie ihr Engagement für die Aufsicht über jene Inlandbanken verstärken will, welche im Bereich der als Finanzinvestition gehaltenen Immobilien besonders stark exponiert seien. Für diese Banken werde die FINMA Massnahmen zur Reduktion der Risiken oder alternativ einen Kapitalzuschlag zur Absicherung dieser erhöhten Risiken verlangen. Die SNB unterstütze diese Stossrichtung.
Die SNB werde entsprechend die Entwicklung in den Märkten und insbesondere auch die von den Banken eingegangenen Risiken weiter verfolgen, heisst es in dem Bericht. Gleichzeitig werde der Bedarf für eine Anpassung des antizyklischen Puffers «regelmässig überprüft». (awp/mc/pg)