SNB-Direktionsmitglied Fritz Zurbrügg. (© SNB)
Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) erachtet den Schweizer Franken weiterhin als «deutlich überbewertet». Zwar sollte er sich über die Zeit abschwächen, bis dahin stelle aber die starke und vor allem sehr abrupte Frankenaufwertung eine grosse Herausforderung dar, sagte SNB-Direktor Fritz Zurbrügg am Donnerstagabend am Geldmarkt-Apéro in Zürich gemäss Redetext. Die SNB werde bei Bedarf auch künftig am Devisenmarkt aktiv sein, um die monetären Rahmenbedingungen zu beeinflussen, sagte er weiter.
Den SNB-Entscheid zur Aufhebung des Mindestkurses im Januar 2015 erklärte Zurbrügg mit den immer stärkeren Unterschieden in der Ausrichtung der Geldpolitik in den grossen Währungsräumen im vergangenen Jahr. «Der Mindestkurs war damit nicht mehr nachhaltig.» Mit dem Entscheid zur Aufhebung des Mindestkurs habe die SNB zeitgleich auch den Negativzins auf Giroguthaben angepasst. Der Negativzins wirke einer Straffung der monetären Rahmenbedingungen entgegen, indem er das Halten von Franken gegenüber anderen Währungen unattraktiver mache, betonte Zurbrügg.
Wichtig sei, dass der Negativzins seine Wirkung entfalten könne und zu einer weiteren Abschwächung des Frankens beitrage, betonte Zurbrügg: Bestrebungen, den Negativzins durch Ausnahmeregelungen oder Umschichtungen in Bargeld zu umgehen, seien in der gegenwärtigen Lage nicht im Gesamtinteresse der Schweiz.
Mit der Aufhebung des Mindestkurses kämen schwierigere Zeiten auf die Schweizer Wirtschaft zu, sagte der SNB-Direktor. In diesem Jahr werde der stärkere Franken die Konjunkturdynamik hierzulande merklich abbremsen, zudem werde die Teuerung deutlich in den negativen Bereich fallen. Allerdings sei dadurch die Preisstabilität in der mittleren Frist nicht gefährdet. «Die Phase negativer Inflationsraten ist vorübergehend.»
Moser: Aussergewöhnliche Mittel
Die Geldpolitik in der Schweiz sei auch nach dem Wegfall des Mindestkurses «von normalen Verhältnissen weit entfernt», sagte das stellvertretende Direktoriumsmitglied Dewet Moser. Falls nötig, würden für die Umsetzung weiterhin «aussergewöhnliche Mittel» herangezogen, betonte er.
Auch für Moser bleibt der Franken «insgesamt noch erheblich überbewertet». Die SNB erwarte, dass sich der Franken über die Zeit deutlich abschwächen werde. Ein Blick auf die Währungsbewegungen der letzten Wochen zeige aber, dass sich die Verhältnisse am Devisenmarkt offensichtlich noch nicht normalisiert hätten. Mosers Botschaft lautet deshalb: «Die SNB schläft nie und ist weiterhin auch operativ jederzeit bereit, bei Bedarf einzugreifen.» (awp/mc/ps)