Neuenburg – Die Schweizerinnen und Schweizer verbringen viel Freizeit in den sozialen Netzwerken. Doch auch in der Arbeitszeit spielen Social Media eine immer stärkere Rolle – etwa die Hälfte der Schweizer Arbeitnehmer bewegt sich hier im sozialen Netz. Für viele Schweizer Arbeitgeber dürfte dies ein Ärgernis sein: Denn fast die Hälfte der Befragten (43 Prozent) glaubt, dass sich die Social Media-Aktivitäten nachteilig auf ihre Arbeitsproduktivität auswirken.
31 Prozent der Befragten in der Schweiz findet es in Ordnung, wenn im Büro Facebook, Twitter und Co. privat genutzt werden. Dabei gibt es regionale Unterschiede: Während 37 Prozent der befragten Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer der privaten Social Media-Nutzung am Arbeitsplatz zustimmen, ist es in der Romandie nur jeder Fünfte, der diese Haltung teilt. Auch im Tessin bleibt man diesbezüglich zurückhaltender. Das zeigt der aktuelle Kelly Global Workforce Index TM des Personaldienstleisters Kelly Services, für den rund 170’000 Menschen in 30 Ländern teilnahmen, davon über 7000 aus der Schweiz.
Fluch und Segen zugleich
Social Media können für Unternehmen Fluch und Segen gleichermassen sein: Einerseits sind sie für viele Menschen inzwischen so selbstverständlich und dauerhaft im Alltag präsent, dass dies auch die Arbeitszeit umschliesst. Dass Facebook, Twitter und Co. mit nur wenigen Klicks stets bereitstehen, senkt die Hemmschwelle für entsprechende private Aktivitäten zusätzlich. Andererseits sind Social Media auch für Unternehmen von elementarer Bedeutung, als Kommunikationsplattform genauso wie als Akquise-Instrument.
Wenn zwei Welten aufeinanderprallen
„Hier kann man wirklich vom Aufeinanderprallen zweier Welten sprechen: Die private Welt des Arbeitnehmers kollidiert mit den Anforderungen des Unternehmens – das aber seinerseits oft gleichfalls in den Social Media präsent und aktiv ist. Problematisch ist dabei neben dem Ablenkungseffekt auch die Kommunikation: Wie äussert sich der einzelne Mitarbeiter zum Beispiel bei Online-Diskussionen zu unternehmensrelevanten, gegebenenfalls sensiblen Themen”, kommentiert Peter Güggi, Generaldirektor von Kelly Services Schweiz.
Arbeitgeber bleiben zurückhaltend bei Social Media-Verboten
Rund 43 Prozent der Befragten in der Schweiz befürchten Einschränkungen der Produktivität bei privatem Social Media-Gebrauch während der Arbeitszeit, 50 Prozent sehen die Vermischung von Privatem und Beruflichem mit Skepsis. Auf der anderen Seite sind 31 Prozent der Arbeitnehmer der Ansicht, es gäbe keinen guten Grund, sich nicht auch am Arbeitsplatz privat in sozialen Netzwerken zu bewegen. Dass es hier zu Konflikten kommen kann, ist naheliegend. Jedoch sind „nur“ 11 Prozent der Arbeitnehmer bereits aufgefordert worden, private Social Media-Aktivitäten während der Arbeitszeit zu unterlassen. Immerhin 23 Prozent finden es legitim, Meinungen über den Arbeitsplatz und die Firma im Rahmen sozialer Netzwerke auszutauschen und zu teilen.
Die sozialen Netzwerke sind für Unternehmen heute nicht nur eine bedeutende Plattform zur Selbstdarstellung, sondern auch eine wichtige Ressource zur Anwerbung neuer Talente. Ein Viertel der Befragten glaubt, dass die Social Media-Präsenz für Unternehmen notwendig und wünschenswert sei. Immer mehr hoch qualifizierte Talente nutzen diesen Weg, um sich über potenzielle Arbeitgeber zu informieren und sich zu bewerben. Etwa ein Viertel wählt sogar ausschließlich diesen Weg. (Kelly Services/mc/pg)