Wallisellen / München – Cybervorfälle sind erstmals das wichtigste Geschäftsrisiko für Unternehmen weltweit. Das ist das Ergebnis des neunten Allianz Risk Barometers, für das mehr als 2’700 Risikoexperten in über 100 Ländern befragt wurden. Auch in der Schweiz haben Cybervorfälle die Betriebsunterbrechung vom ersten Rang verdrängt. Die Nachfrage nach Cyberversicherungen steigt, gleichzeitig nehmen aber auch die Schadenfälle zu.
Durch die zunehmende Vernetzung der Wirtschaft sind Unternehmen immer anfälliger für Cyberattacken. Die Berichte über spektakuläre Hackerangriffe und Datendiebstähle häufen sich. Unternehmen drohen Schäden in Millionenhöhe, Imageverluste und sogar eine existenzgefährdender Betriebsunterbrechung, wenn Internetkriminelle Daten stehlen, Schadprogramme in Netzwerke einschleusen oder Server mit ihren Attacken lahmlegen. Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Allianz Risk Barometer wider, für das mehr als 2’700 Risikoexperten weltweit befragt wurden: IT-Gefahren haben das Risiko einer Betriebsunterbrechung als Top-Risiko verdrängt.
Schweiz: Cyber verdrängt Betriebsunterbrechung
Auch in der Schweiz stehen Cyberrisiken bei den rund 60 Umfrageteilnehmern mit 57 Prozent der Antworten erstmals auf dem ersten Rang vor Betriebsunterbrechung (56% der Antworten). Mit deutlichem Abstand auf Rang 3 folgen mit 34 Prozent die Sorgen vor rechtlichen Veränderungen im Wirtschaftsumfeld wie zum Beispiel Handelskriege oder zunehmender Protektionismus. Ganz neu in den Top 10 ist die Gefahr von Produktrückrufen, Qualitätsmängeln und Serienfehlern (11%). Die Sorge vor Naturkatastrophen nimmt dagegen weiter ab und rangiert nur noch auf Platz 9 (11%). «Cyberangriffe können immer und überall erfolgen. Unternehmen jeder Grösse tun gut daran, sich gegen die neuen Risiken zu schützen. Allein die Allianz Suisse verzeichnet zweistellige Wachstumsraten bei Cyberversicherungen. Gleichzeitig steigt auch die Zahl der Schadenfälle», betont Carlos Casian, Cyberrisk-Experte der Allianz Suisse. «Dennoch sind Cyberversicherungen in der Schweiz derzeit noch ein Nischenprodukt. Das wird sich in den kommenden Jahren sicherlich ändern», ist Casian überzeugt.
Unternehmen können zudem grosse Verluste nach Betriebsunterbrechungen erleiden, wenn kritische Daten, Systeme oder Technologien nicht verfügbar sind – entweder durch eine technische Panne oder nach einem Cyber-Angriff. «Viele Vorfälle sind das Ergebnis einer Unaufmerksamkeit von Mitarbeitern. Das Risiko «Mensch» können Unternehmen nur mit gezielten Mitarbeiterschulungen in den Griff bekommen. Hier besteht unseres Erachtens noch viel Handlungsbedarf bei den Unternehmen», sagt Ivo Heeb, Chief Underwriter Financial Lines der AGCS in der Schweiz.
Sorge vor Klimawandel nimmt weltweit zu
Weltweit verdrängen IT-Gefahren (39% der Antworten) das Risiko einer Betriebsunterbrechung (37% der Antworten) auf den zweiten Platz. Betriebsunterbrechung hatte seit 2013 den Spitzenplatz im Ranking inne, damals lag Cyber noch mit 6 Prozent der Antworten auf Platz 15. Die Sorge vor rechtlichen Veränderungen im Wirtschaftsumfeld (Platz 3 mit 27%) und die Folgen des Klimawandels (Platz 7 mit 17%) sind weltweit die grössten Aufsteiger im Allianz Risk Barometer 2020. «Cybergefahren und der Klimawandel sind die beiden grossen Herausforderungen für Unternehmen im neuen Jahrzehnt», sagt Joachim Müller, CEO der AGCS. «Wenn sich Vorstände und Risikomanager nicht mit Cyber- und Klimarisiken beschäftigen, könnte dies die operative Leistung, die Finanzergebnisse und die Reputation ihrer Unternehmen massgeblich beeinträchtigen.»
Betriebsunterbrechung – unverminderte Bedrohung mit immer neuen Ursachen
Allerdings hält auch der Trend zu grösseren und komplexeren Betriebsunterbrechungen (BU) unvermindert an. Die Ursachen werden immer vielfältiger und reichen von Bränden, Explosionen oder Naturkatastrophen über Ausfälle in digitalen Lieferketten bis hin zu politischer Gewalt. «Heutzutage ermöglichen digitale Lieferketten und Plattformen eine vollständige Transparenz und die Rückverfolgbarkeit von Waren. Ein Brand in einem Rechenzentrum, eine technische Panne oder ein Hacker-Angriff können jedoch teure Ausfälle für mehrere Unternehmen gleichzeitig verursachen, die alle ein und dasselbe System nutzen und nicht schnell zu manuellen Prozessen zurückwechseln können», sagt Christoph Müller, CEO der AGCS in der Schweiz. Unternehmen seien ausserdem zunehmend den direkten oder indirekten Auswirkungen von Unruhen, Aufständen oder Terroranschlägen ausgesetzt. (Allianz Suisse/mc/ps)
Weitere Informationen zu den Ergebnissen des Allianz Risk Barometers 2020 finden Sie hier: https://www.agcs.allianz.com/news-and-insights/reports/allianz-risk-barometer.html