(Foto: Stadt Bern)
Bern – Leitungwasser statt Mineral: Die Stadt Bern und die Universität Bern nehmen an einer internationalen Initiative teil, die sich für Wasser als Menschenrecht und als öffentliches Gut einsetzt. Sie erhalten deshalb das Label «Blue Community» beziehungsweise «Blue University». Für die Übergabe der Zertifikate reiste Maude Barlow, Initiantin der Wasserinitiative und Trägerin des alternativen Nobelpreises, nach Bern.
Die Stadt und die Universität Bern wollen mehr Verantwortung im Wasserbereich übernehmen. Sie beteiligen sich deshalb an einer internationalen Wasserinitiative, welche sich für das Menschenrecht auf Wasser einsetzt und Wasser als öffentliches Gut für alle erhalten will. Im Jahr 2010 erklärte die UNO-Generalversammlung den Zugang zu Wasser zum Menschenrecht.
Bekenntnis zur öffentlichen Wasserversorgung…
Eine zentrale Forderung der Initiative ist, dass die Wasserversorgung in allen Ländern Aufgabe der öffentlichen Hand ist und bleibt. Denn nur so kann sichergestellt werden, dass alle Menschen ungehinderten Zugang zu Wasser haben. Dies findet auch Alexander Tschäppät, Stadtpräsident von Bern. «Die Wasserversorgung gehört allein in die Hände der Allgemeinheit, weil Wasser ein Menschenrecht und damit gleichsam ein Bürgerrecht ist», sagte er vor den Medien im Erlacherhof.
… und zum Leitungswasser
Als «Blue Community» orientieren sich die Stadt und die Universität Bern ferner am Grundsatz, Wasser aus der öffentlichen Wasserversorgung – also Leitungswasser – zu verwenden und soweit wie möglich auf transportiertes, im Handel erhältliches Wasser in Flaschen zu verzichten. Das macht aus ökologischen Gründen Sinn, denn Abfüllung, Verpackung und Transport von Flaschenwasser brauchen bis zu tausend Mal mehr Energie als die Verteilung der gleichen Menge Leitungswasser.
Leitungs- statt Mineralwasser in der Stadtverwaltung
Es ist aber vor allem ein Bekenntnis dazu, dass Wasser ein Gut ist, das allen gehören sollte. Im Rahmen der Teilnahme an der Initiative «Blue Community» hat der Gemeinderat der Stadt Bern deshalb entschieden, innerhalb der Stadtverwaltung soweit wie möglich auf Mineralwasser zu verzichten. Er fordert auch ausgelagerte Betriebe oder angegliederte Institutionen dazu auf, soweit wie möglich Leitungswasser zu verwenden.
Bekenntnis zur Wasserforschung…
Auch die Universität Bern legt Wert darauf, dass in ihren Gebäuden Studierende und Mitarbeitende einen einfachen Zugang zu Leitungswasser haben. Ihr Hauptbeitrag zur Umsetzung des Rechts auf Wasser leistet die Universität Bern jedoch in der Forschung. Martin Täuber, Rektor der Universität Bern, zeigte an einigen ausgewählten Beispielen auf, wo die Universität Bern im Wasserbereich forscht – etwa indem Szenarien entwickelt werden, wie sich die Wasserkreisläufe bis zum Jahr 2085 verändern werden. Solche Szenarien liefern auch die Basis für Anpassungsstrategien an die Klimaänderung.
Die Universität beteiligt sich zudem an verschiedensten internationalen Forschungsprojekten und arbeitet eng mit Partnern in Nord und Süd zusammen. «Es fehlt an genügend und an sauberem Wasser – Antworten auf diese Probleme zu finden, ist zwingend und sie müssen zu einem wichtigen Teil von der Wissenschaft kommen», sagte Täuber.
… und zum Menschenrecht auf Wasser
Walter Kälin, Professor für Staats- und Völkerrecht an der Universität Bern, zeigte den engen Zusammenhang zwischen dem Menschenrecht auf Wasser und dem Prinzip der Nachhaltigkeit auf. Er ging ferner auf die Bedeutung des Menschenrechts auf Wasser – auch für die Schweiz – ein. «Mit der Anerkennung des Menschenrechts auf Wasser zeigt die Schweiz sich solidarisch mit den Staaten, die daran arbeiten, ihrer gesamten Bevölkerung den Zugang zu genügend und zu sauberem Wasser zu ermöglichen», sagte Kälin.
Damit sprach er einen weiteren Grundsatz der Initiative «Blue Community» an, nämlich dass die teilnehmenden Städte, Gemeinden und Institutionen andere Länder darin unterstützen, eine funktionierende öffentliche Trinkwasserversorgung breitzustellen. Die Stadt Bern hat etwa im Rahmen der schweizerischen Gemeindeinitiative «solidarit’eau suisse» ein Trinkwasserprojekt im Norden Vietnams unterstützt.
«Wegweisend für ganz Europa»
Sowohl die Stadt Bern wie auch die Universität Bern sind Pioniere: Bern ist die erste Hauptstadt der Welt, welche «Blue Community» wird, und die Universität Bern ist weltweit die erste «Blue University». Anlässlich der Zertifikatsübergabe sagte Maude Barlow, die Gründerin der Initiative: «Mit ihrem Bekenntnis zur internationalen Initiative Blue Community sind die Stadt und die Universität Bern wegweisend für ganz Europa.» (Universität Bern/mc/pg)