Standort Schweiz: Zuversicht überwiegt nach Frankenschock
Zürich – Schweizer Unternehmen haben sich insgesamt gut an die Frankenstärke angepasst und blicken wieder zuversichtlicher in die Zukunft. Sorgen bereiten den Unternehmen nach wie vor das ungeklärte Verhältnis zwischen der Schweiz und der EU sowie der Preisdruck im In- und Ausland. Dies und mehr zeigt die aktuelle Restrukturierungsstudie von KPMG Schweiz.
Die Befragten schätzen in der zweiten Ausgabe der KPMG Restrukturierungsstudie die Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Schweiz deutlich positiver ein als noch vor einem Jahr. Zwar stellen weiterhin rund ein Viertel der Unternehmen eine negative Entwicklung fest, dies entspricht aber im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang um über die Hälfte.
Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage der Unternehmen hat sich im Vergleich zum letzten Jahr wenig verändert. Der Anteil der negativen und der positiven Einschätzungen hält sich weiterhin in etwa die Waage. Eine klare Verschiebung zeigt sich bei der Auswertung nach Unternehmensgrösse: Während 2015 grössere Unternehmen die Geschäftslage deutlich negativer wahrgenommen haben, ist dieses Jahr kein Zusammenhang mehr zwischen Einschätzung der Geschäftslage und der Unternehmensgrösse zu erkennen.
Zunahme der Restrukturierungen
Die Restrukturierungsaktivitäten haben im Vergleich zum letzten Jahr stark zugenommen. Während 2015 bereits rund die Hälfte aller Firmen eine Restrukturierung plante oder durchführte, erhöhte sich dieser Anteil in der diesjährigen Umfrage auf rund 70%. Praktisch alle Restrukturierungen betreffen die Organisation, die Prozesse oder das Betriebsmodell. Rund die Hälfte der Unternehmen hinterfragt in diesem Rahmen auch die Strategie, und ein Viertel führt eine finanzielle Restrukturierung durch.
Erwartungsgemäss gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen den Restrukturierungsaktivi-täten eines Unternehmens und dessen Geschäftslage. So führen 90% aller Unternehmen, welche ihre Geschäftslage als schlecht einstufen, eine Restrukturierung durch. Die restlichen 10% planen eine solche durchzuführen.
Preisdruck und die Europafrage als Damoklesschwert
Der Preisdruck im Inland (61%) und Ausland (75%) führt auch in diesem Jahr die Liste der Herausforderungen an. Sorgen bereitet den Schweizer Unternehmen aber nach wie vor auch das Verhältnis zwischen der Schweiz und der Europäischen Union. Nach wie vor befürchten 65% der Befragten (2015: 73%) negative oder gar existenzbedrohende Auswirkungen bei einer Kündigung der Bilateralen Verträge.
Der Aufbau neuer Geschäftsfelder ist wiederum die am häufigsten umgesetzte strategische Massnahme, gefolgt von der Anpassung des Produkteportfolios oder dem Leistungsversprechen. Dahinter folgen die Themen Innovationsförderung, Fokus auf neue Kundensegmente und Expansion in neue Märkte. Massnahmen zur Kostenkontrolle und Kostensenkung werden von einem Grossteil aller Unternehmen angegangen. Fast jedes zweite Unternehmen hatte im Nachgang zur Aufhebung des Mindestkurses im Januar 2015 kurzfristige und temporäre Personalmassnahmen eingeführt, wie beispielsweise die 44-Stundenwoche, Kurzarbeit oder Bonusreduktionen. Diese Massnahmen wurden im Verlauf des Jahres grösstenteils wieder rückgängig gemacht.
«Die diesjährigen Umfrageergebnisse lassen sich als verhaltener Optimismus interpretieren, der die hohe Anpassungsfähigkeit der Schweizer Unternehmen und die unverändert hohe Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Schweiz belegt. Einzelne Branchen und Unternehmen sind jedoch weiterhin massiv unter Druck», fasst Peter Dauwalder, Leiter Restructuring bei KPMG Schweiz, die Studienergebnisse zusammen. (mc/pg)