Mittlerer Manager: Er zieht sich zurück.
Los Angeles – Die Existenzberechtigung des mittleren Managements wird in vielen Unternehmen immer öfter infrage gestellt. Und auch ihre Ideen finden bei den Verantwortlichen der höheren Ebene kaum Gehör, wie eine aktuelle Studie der UC Riverside School ergeben hat. «Ich würde es als Einsiedlerkrebssyndrom bezeichnen», meint der leitende Wissenschaftler Boris Maciejovsky. «Wenn ein Mittlerer Manager fühlt, dass seine Ideen in den oberen Etagen ignoriert werden, ziehen sich dieser wie ein Einsiedlerkrebs in sein Haus zurück.»
Angst, Vorschläge zu machen
Die Forscher wollten herausfinden, wie eine Hierarchie die Neigung eines Managers beeinflusst, Information an die Spitze des Unternehmens zu tragen. Dabei argumentieren Informationsökonomen, dass die mittleren Manager umso mehr Vorschläge an die oberen Hierarchiestufen senden, je weniger das Unternehmen Ideen, die möglicherweise profitabel sein könnten, negiert beziehungsweise ignoriert.
Laut Organisationspsychologen tendiere viele «Sandwich-Manager» dazu, risikoreiche Ideen nicht zu bewerben, da sie fürchten, sie könnten dafür belangt werden, falls sich die Idee als unprofitabel erweist. In der neuen Studie wurden diese Spekulationen überprüft. Zuerst verwendeten die Forscher Daten basierend auf 10.000 Beobachtungen von Angestellten in einem grossen multinationalen Konzern.
Verkrustete Strukturen schlecht
Ausserdem führten die Wissenschaftler Simulationen durch, um die Mechanismen zu studieren, die zu einer Stärkung beziehungsweise Schwächung der Neigung führt, Informationen nach oben weiterzugeben. Das Ergebnis führte dazu, dass Organisationsdesigner auch sehr stark das Verhalten der Mitarbeiter mitbestimmen.
«Schlussendlich müssen die Topmanager entscheiden. Was sind die Kosten, alle Ideen zu überprüfen, verglichen mit den Kosten, gute Ideen zu übergehen», meint Markus Reitzig, einer der Forscher des Projekts. «Was wir sagen können, ist, wie man die Ideenflut so kanalisiert, dass entweder mehr oder weniger Ideen auf den Tischen der Verantwortlichen landen. Das funktioniert über den Einfluss von Hierarchien.» (pte/mc/ps)