PwC nimmt Steuersysteme für KMU von 183 Ländern unter die Lupe.
Zürich – Das Schweizer Steuersystem zeichnet sich nach wie vor durch seine langfristige Stabilität aus. Diese manifestiert sich auch in der Studie «Paying Taxes 2012: The Global Picture». Sie zeigt, dass eine ganze Reihe von Kennzahlen für die Schweiz gegenüber dem Vorjahr gleich geblieben ist. So liegt die Schweiz mit einer unveränderten Gesamtsteuerrate für Unternehmen von 30,1 Prozent weiterhin deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt von 44,8 Prozent (Vorjahr: 47,8 Prozent). Der resultierende Rang 43 im entsprechenden Ranking bedeutet gegenüber dem Vorjahr allerdings eine Verschlechterung um zwei Plätze.
In der Gesamtwertung, welche die Einfachheit des Steuersystems beurteilt, kann die Schweiz ihren 16. Platz halten. Weltweit gehen derweil die Bestrebungen weiter, Steuersysteme zu vereinfachen. Die Studie «Paying Taxes 2012: The Global Picture» geben PwC, die Weltbank und die International Finance Corporation IFC gemeinsam heraus. In der neuen Ausgabe der Studie «Paying Taxes» wurden wiederum anhand eines KMU-Musterunternehmens die Steuersysteme von 183 Ländern der Welt bezüglich der Indikatoren Gesamtsteuerrate*, Zeitaufwand für die Erfüllung der Steuerpflicht und Anzahl Steuerzahlungen verglichen. Diese drei Messgrössen dienen der Berechnung des Gesamtindikators «Ease of paying taxes», der Einfachheit des Steuersystems.
Weltweiter Trend zur Vereinfachung geht weiter
Rund um den Globus sind Steuerreformen zu beobachten, die insgesamt zu Vereinfachungen der Steuersysteme führen: Von den 183 untersuchten Ländern haben über 60 Prozent in den vergangenen sieben Jahren insgesamt 244 Reformen zu diesem Zweck durchgeführt. 33 Länder haben ihr Steuersystem zwischen Juni 2010 und Mai 2011 vereinfacht. Dabei geht es darum, Unternehmen zu entlasten, Investitionen in die Wirtschaft zu stärken und das Wachstum zu stimulieren. Seit dem Jahr 2006 haben die untersuchten Volkswirtschaften die Steuerlast für lokale Unternehmen im Schnitt um 8,5 Prozent gesenkt. Im gleichen Zeitabschnitt ist der Zeitaufwand zur Erfüllung der Steuerpflichten um 54 Stunden gesunken, und die Anzahl notwendiger Steuerzahlungen um knapp fünf.
Massnahmen in der Schweiz
Auch in der Schweiz sind Bestrebungen im Gang, die Unternehmensbesteuerung schlanker zu gestalten, wie Armin Marti, Partner Steuer- und Rechtsberatung bei PwC Schweiz, ausführt: «Der Kanton Zürich etwa plant die baldige Einführung eines Systems, welches das elektronische Einreichen der Steuererklärung für Unternehmen erlaubt. So sollen der Aufwand für die Unternehmen gesenkt, die administrativen Kosten auf Behördenseite minimiert sowie die Anzahl Fehler weiter reduziert werden. Es ist davon auszugehen, dass weitere Kantone diesem Beispiel folgen werden.»Die Schweizer Regierung hat 2011 diverse Unternehmenssteuerreformen umgesetzt. «Von grösster Bedeutung ist hier das Kapitaleinlageprinzip», sagt Armin Marti. «Rückführungen von Kapitaleinlagen an die Anteilsinhaber sind seit Anfang dieses Jahres von der Einkommens- und Verrechnungssteuer befreit. Diese Reform beseitigt einen bedeutenden Nachteil für den Unternehmensstandort Schweiz.»
Leicht schwächere Schweizer Position
Wie die vorliegende Studie «Paying Taxes 2012» zeigt, ist die Gesamtsteuerbelastung in der Schweiz gegenüber dem Vorjahr unverändert geblieben: Sie beträgt für das Musterunternehmen 30,1 Prozent, was im Ranking Platz 43 bedeutet. Im Vorjahr brachte derselbe Wert Rang 41 ein. Auf der Rangliste setzt sich der Abwärtstrend also fort: Seit 2007, als die Schweiz noch Rang 24 belegte, hat sie jedes Jahr weiter an Boden verloren.Die Schweiz liegt zwar klar unter dem weltweiten Schnitt von 44,8 Prozent, hat im europäischen Vergleich allerdings einen Platz eingebüsst. Hier wird das Ranking unverändert von Luxemburg (20,8), Zypern (23,1), Irland (26,3) und Dänemark (27,5) angeführt. Rang 5 geht neu an Bulgarien (28,1) – die Schweiz fällt auf Platz 6 zurück. Seit dem Jahr 2006 ist die Gesamtsteuerbelastung in der Schweiz um 0,2 Prozent gestiegen.
Kampf um zusätzliche Steuereinnahmen
Im Rahmen der aktuellen Schuldenkrise kämpfen die Staaten um zusätzliche Steuereinnahmen, gleichzeitig soll aber die Wirtschaft wieder in Fahrt gebracht werden. Deshalb prüfen verschiedene Staaten, wie sie die Unternehmenssteuern weiter senken können, um so das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Zusätzliche Steuereinnahmen werden deshalb vermehrt bei den indirekten Steuern gesucht. Auch zeichnet sich eine Tendenz zu einer «ökologischen Steuerreform» ab. «Energieintensive Unternehmen dürften über kurz oder lang durch Ökosteuern und Lenkungsabgaben eher stärker belastet werden als energiearme Betriebe», erklärt Armin Marti.
Anzahl Zahlungen: Schweiz rutscht auf Rang 68 ab
Mit insgesamt 19 nötigen Zahlungen – gleich vielen wie im Vorjahr – rutscht die Schweiz im entsprechenden Ranking von Platz 65 auf Platz 68. Der Wert liegt klar über demjenigen der OECD-Länder (13,1 Zahlungen) und der EU (16,9). In Hongkong, auf den Malediven und in Katar (alle auf Platz 1) bezahlt das Musterunternehmen jährlich nur dreimal Steuern. Die Schweiz liegt hinter zahlreichen europäischen Staaten wie etwa Frankreich (7 Zahlungen), Grossbritannien (8), Deutschland (12) und Italien (15), aber auch hinter den USA (11). Im weltweiten Durchschnitt sind im Jahr 28,5 Zahlungen notwendig.
63 Stunden jährlich für Steuern
Wie schon im Vorjahr wendet das Musterunternehmen in der Schweiz 63 Stunden im Jahr zur Erfüllung der Steuerpflichten auf. Auch in dieser Rangliste kann die Schweiz damit ihre Position – Rang 8 – halten. In Europa ist der Aufwand, so wie schon in den vergangenen drei Jahren, nur in Luxemburg (59 Stunden, Platz 6) geringer. Das globale Mittel liegt bei 277 Stunden, 5 Stunden tiefer als im Vorjahr. In der EU sind es durchschnittlich 209 Stunden, in Zentralasien und Osteuropa 312 und in Lateinamerika 382 Stunden.
Stabiler Wert der Schweiz bezüglich Einfachheit des Steuersystems
In der Gesamtwertung bezüglich der Einfachheit des Steuersystems – des «Ease of paying taxes» – belegt die Schweiz im internationalen Vergleich wie schon im Vorjahr Rang 16. Innerhalb von Europa kann die Schweiz ihren vierten Platz halten; besser rangiert sind dieselben drei EU-Staaten wie im Vorjahr, nämlich Irland (5), Luxemburg (14) und Dänemark (15). Global betrachtet gehen die vordersten Plätze in dieser Rangliste einmal mehr an die Malediven (1), Katar (2) und Hongkong (3). Den Schluss des Rankings bilden Venezuela (183), die Republik Kongo (182) und die Ukraine (181). (PwC/mc/ps)
*Die Gesamtsteuerrate vergleicht die Summe aller von einem Unternehmen zu tragenden und zulasten der Erfolgsrechnung zu verbuchenden Steuern und Zwangsabgaben (Gewinn-, Kapital- und Grundsteuern, Stempelabgaben und Verbrauchssteuern sowie Arbeitgeberbeiträge an die Sozialwerke) mit dem Gewinn vor Abzug all dieser Steuern.