Corporate Social Responsibility zahlt sich nicht aus

Nachhaltigkeit

Zürich – Seit Jahrzehnten bestätigen Forschende, dass sich soziales Engagement für Unternehmen finanziell lohnt. Eine Soziologin der Universität Zürich zeigt nun, dass dieser positive Zusammenhang zwischen Corporate Social Responsibility und finanziellem Unternehmenserfolg nicht gegeben ist, sondern durch die einseitige Veröffentlichung von positiven Resultaten getrieben wird.

Wenn Unternehmen nicht nur danach streben, Gewinn zu erzielen, sondern sich darüber hinaus für ihre Umwelt und soziale Zwecke engagieren, wird das als Corporate Social Responsibility (CSR) bezeichnet. Seit rund 40 Jahren untersuchen Forschende weltweit, wie sich CSR auf den Unternehmenserfolg auswirkt. Die Mehrzahl empirischer Arbeiten kommt zum Ergebnis, dass CSR zu höherem finanziellen Erfolg führt. Nun belegt Katja Rost, UZH-Professorin für Soziologie, dass der positive Zusammenhang zwischen CSR und finanziellem Unternehmenserfolg auf die einseitige Veröffentlichung positiver Resultate bzw. auf Publikationsfehler zurückzuführen ist.

CSR kostet auch
Gemeinsam mit einem Forscherkollegen machte Rost eine Meta-Analyse von 162 empirischen CSR-Studien, die im Zeitraum von 1975 bis heute durchgeführt worden sind. Die Forschenden untersuchten dabei anhand von rund 2’600 Parametern den Effekt von Corporate Social Responsibility auf den Unternehmenserfolg. Sie liefern den Nachweis, dass sich durch CSR die finanzielle Performance eines Unternehmens nicht verbessert. «Denn CSR bringt nicht nur Gewinn oder verbessert die Reputation, sondern erzeugt auch Kosten für das Unternehmen», erklärt Katja Rost.

Mehr Publikationsfehler in neueren Studien
Die Forschenden wollten zudem wissen, in welchen Arbeiten Publikationsfehler besonders häufig vorkommen. Sie fanden heraus, dass Studien mit Publikationsfehlern häufiger in prestigereichen Fachzeitschriften zu finden sind. Ausserdem häufen sie sich bei Studien, die sich nicht auf theoretische Grundlagen beziehen, methodisch schwach sind oder sich komplexer empirischer Auswertungsmethoden bedienen. Publikationsfehler treten auch vermehrt auf, wenn Studien nicht die Pro- und Kontra-Gründe für einen positiven Zusammenhang zwischen CSR und finanziellem Unternehmenserfolg diskutieren. Und: Publikationsfehler kommen insbesondere in jüngeren Studien vor, «weil der Publikationsdruck in den Wissenschaften seit den 90-er Jahren gestiegen ist», so Katja Rost.

Darüber hinaus replizierten die Forschenden zwei bekannte neuere Meta-Analysen, die bestätigen, dass sich CSR finanziell lohnt. Rost und ihr Forscherkollege verwendeten die Daten dieser Meta-Analysen und kontrollierten sie zusätzlich auf Publikationsfehler. «Wenn man die Meta-Analysen auf Publikationsfehler prüft, gibt es keinen signifikanten Zusammenhang zwischen CSR und finanziellem Unternehmenserfolg», resümiert Katja Rost.

Wunschdenken führt zu Fehlinformation
Dass Unternehmen mit gesellschaftlicher Verantwortung auch finanziell erfolgreicher sind, davon ist die Mehrheit der Forscher überzeugt. Diese geistige Grundhaltung führt laut Katja Rost dazu, dass Untersuchungsergebnisse selektiv veröffentlicht oder solange manipuliert werden, bis das gewünschte Resultat beobachtet wird. «Die selektive Veröffentlichung von Untersuchungsergebnissen verfälscht wissenschaftliche Resultate, führt zur Fehlinformation der Öffentlichkeit und kann etwa Auslöser für falsche positive Entscheidungen sein», schliesst Katja Rost. (Universität Zürich/mc/ps)

Literatur:
Katja Rost, Thomas Ehrmann. Reporting Biases in Empirical Management Research: The Example of Win-Win Corporate Social Responsibility. Published online before print February 25, 2015. Business & Society. sagepub.com/journalsPermissions.nav. doi: 10.1177/0007650315572858

Meta-Analyse
Die von Katja Rost und Thomas Ehrmann durchgeführte Meta-Analyse von 162 empirischen Studien untersucht anhand von rund 2’600 Parametern den finanziellen Effekt von CSR. Diese Studien wurden im Zeitraum von 1975 bis heute durchgeführt, wobei fast 70 Prozent nach 1995 erschienen sind. Über 90 Prozent der Studien wurden in Fachzeitschriften publiziert, eine Minderheit unter 10 Prozent wurde nur als Working Paper veröffentlicht. Der Hauptteil der Studien stammt aus dem Bereich der Betriebswirtschaftslehre, ein kleiner Anteil aus der Volkswirtschaftslehre bzw. des Finance. (Universität Zürich/mc/ps)

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