Studie: Jede dritte Rechnung wird zu spät bezahlt

10% der offenen Forderungen können europaweit nur noch abgeschrieben werden.

Zürich – Obwohl die deutschen Exporteure ihr durchschnittliches Zahlungsziel im Vergleich zum Sommer 2010 um fünf Tage auf 29 Tage verlängert haben, werden immer noch 36 Prozent ihrer Rechnungen zu spät beglichen. Das ist ein Ergebnis des aktuellen Atradius Zahlungsmoralbarometers, das auch für die Exportnation Schweiz Aussagekraft hat.

„Mit jedem Tag Zahlungsverzögerung erhöht sich die Gefahr eines Totalausfalls der Forderung“, so Lucien Hofmann, Country Manager von Atradius Schweiz in Zürich. „Wir raten den Unternehmen daher, sich vor Vertragsabschluss von der Zahlungsfähigkeit ihrer Kunden zu überzeugen. Mit diesem Wissen kann ein längeres Zahlungsziel dann auch ein Wettbewerbsvorteil sein.“ Europaweit dauert es bei Kunden aus dem Maschinenbau mit rund 50 Tagen am längsten, bis sie ihre Rechnungen bezahlen, gefolgt von der Bauindustrie mit 46 Tagen. Auf nationaler Ebene bilden Spanien und Italien mit durchschnittlich 83 bzw. 47 Tagen weiterhin das Schlusslicht bei der Zahlungsdauer in Europa. Ein Zehntel der offenen Exportforderungen kann europaweit nur noch abgeschrieben werden. Bei inländischen Rechnungen sind acht Prozent im Durchschnitt nicht einziehbar.

Lieferanten nutzen Zahlungsziele zur Kundenbindung und Umsatzsteigerung
58 Prozent der befragten deutschen Unternehmen gewähren ihren Kunden Zahlungen auf Ziel und verzichten damit auf Vorkasse oder Barzahlung. Nur Spanien übertrifft dieses Ergebnis mit 72 Prozent. Ausländischen Kunden gegenüber sind die deutschen Befragten etwas zurückhaltender: Hier sind nur 48 Prozent bereit, Zahlungsziele zu gewähren. Als Begründung für die Einräumung von Zahlungszielen geben die befragten Unternehmen neben der Kundenbindung (51 Prozent) die Steigerung des Umsatzes (30 Prozent) als vorrangige Ziele an. Damit legt der wichtigste Wirtschaftspartner der Schweiz im Vergleich zu den übrigen Studienteilnehmern den grössten Wert auf Kundenbindung. Der Lieferantenkredit wird je nach Branche unterschiedlich stark eingesetzt: Im europäischen Vergleich räumt die Möbelindustrie (69 Prozent) dicht gefolgt von der Chemieindustrie (68 Prozent) am häufigsten Zahlungsziele ein.

Deutsche Unternehmen weiterhin schnellste Zahler
Der Lieferantenkredit ist für die deutsche Wirtschaft eine der wichtigsten Kreditformen überhaupt: Unternehmen leihen ihren Kunden auf diese Weise rund 300 Milliarden Euro. Das ist mehr Geld als deutsche Banken in Form von kurzfristigen Krediten bereitstellen. Die deutschen Unternehmen zahlen im europäischen Vergleich gemeinsam mit Dänemark am schnellsten. Sie begleichen ihre Rechnungen im Inland nach durchschnittlich 23 Tagen und damit einen Tag vor Verstreichen der durchschnittlichen Zahlungsfrist von 24 Tagen. (Atradius/mc/ps)

Über die Studie
Das „Atradius Zahlungsmoralbarometer“ wird zweimal pro Jahr von Atradius veröffentlicht. Für die aktuelle Studie wurden branchenweit 1.758 Unternehmen aus neun europäischen Ländern befragt. Dazu gehören neben Deutschland: Belgien, Dänemark, Frankreich, Grossbritannien, Italien, die Niederlande, Spanien und Schweden. Die gesamte Studie steht kostenlos unter www.atradius.ch zum Download bereit.

Über Atradius
Die Atradius Gruppe bietet weltweit Kreditversicherung, Bürgschaften und Inkassodienste an und ist mit 160 Büros in 42 Ländern vertreten. Atradius hat Zugang zu Bonitätsinformationen über 60 Millionen Unternehmen weltweit und trifft täglich mehr als 20.000 Kreditlimitentscheidungen. Das Produktangebot hilft Unternehmen auf der ganzen Welt, sich vor Zahlungsrisiken aus Verkäufen von Waren und Dienstleistungen zu schützen.

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