Zürich – Das Netzwerk für Nachhaltiges Bauen Schweiz hat eine Studie in Auftrag gegeben, um herauszufinden, aus welchen Motiven sich Schweizerinnen und Schweizer für oder gegen nachhaltiges Wohnen entscheiden. Nun liegen die teils überraschenden Ergebnisse vor.
Welche Aspekte sind es, die die Nachfrage nach nachhaltigen Wohnungen und Häusern hemmen? Welche Faktoren treiben die Nachfrage an und wie können diese angesprochen werden, um letztlich das nachhaltige Bauen zu fördern? Diesen Fragen geht das NNBS nach. Um Antworten zu finden gab es bei FehrAdvice & Partners die Studie «WOHNEN 2020» in Auftrag.
Die Studie «WOHNEN 2020»
Ein 1576 Personen umfassendes repräsentatives Panel aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz nahm an der online durchgeführten Studie teil. Zusätzlich konnten über 700 Teilnehmende über die Website wohnen2020.ch für die Studie gewonnen werden.
Die Erkenntnisse aus der Studie «WOHNEN 2020»
1. Mangelnde Sichtbarkeit
Besonders in den Städten herrscht bisher der Eindruck, dass gar nicht genügend nachhaltige Wohnobjekte vorhanden sind. Massnahmen sollten neben dem Ausbau des Angebots auch auf Kommunikation des bereits verfügbaren Angebots setzen.
2. Unterschiedliche Märkte
Die Märkte für Hauskäufer und für Wohnungsmieter unterscheiden sich erheblich in Bezug auf die Ansprüche betreffend Nachhaltigkeit. Hauskäufer schätzen Investitionsaspekte, reagieren überwiegend auf ökonomische Vorteile und lassen sich bei der Wahl weniger von weichen Faktoren leiten, Wohnungsmieter stützen ihre Entscheidung weniger auf harte Fakten und mehr auf Lifestyle- und Wohlfühlfaktoren.
3. Einflussreiches Zukunftsbewusstsein
Das Bewusstsein über die eigene soziale Verantwortung gegenüber zukünftiger Generationen hat einen besonders grossen Einfluss auf die Wahl von nachhaltigen Häusern. Eine Betonung des Generationenvertrages kann deshalb sehr positive Auswirkungen haben.
4. Entscheidungsfaktor soziales Umfeld
Die Nachfrage nach nachhaltigen Häusern hängt vom sozialen Umfeld ab. Massnahmen, welche das Umfeld mitberücksichtigen (z.B. «social proof», Testimonials) wirken besonders stark auf Entscheidungsträger.
5. Nachhaltigkeit in allen Bereichen
Das Bewusstsein für nachhaltiges Wohnen hängt stark mit dem Bewusstsein für Nachhaltigkeit im Allgemeinen zusammen. Deswegen sollten auch Massnahmen, die keinen expliziten Fokus auf das Wohnen legen, unterstützt werden.
Komplette Broschüre «WOHNEN 2020»
Die Studie im Detail
Mögliche, aus dem Verhaltensmodell abgeleitete Treiber wurden in einem Experiment systematisch getestet. Hierfür wurden Teilnehmende mit einer Entscheidungssituation konfrontiert. Dabei konnten sie sich zwischen zwei Wohnobjekten entscheiden, die sich nur hinsichtlich der kommunizierten Nachhaltigkeit, des Kaufpreises bzw. der Betriebskosten unterschieden.
Die Präsentation des Angebots bzw. der Angaben zur Nachhaltigkeit (Framing) dienten zur Differenzierung zwischen den Versuchsgruppen. Somit konnten im Experiment nicht nur verhaltensbezogene Einflussfaktoren ermittelt, sondern auch direkte Rückschlüsse auf die Wirksamkeit verschiedener Kommunikationsinhalte gezogen werden. Zusätzlich gab es eine Kontrollgruppe, die mit einer neutralen Darstellung konfrontiert wurde.
Wohnen hat grossen Einfluss auf die Umwelt
Zur Bedeutung des Wohnens für die Nachhaltigkeit: Rund 80 Prozent ihrer Zeit verbringen die Menschen in der Schweiz in Gebäuden. Etwa ein Viertel der Treibhausgasemissionen und etwa ein Fünftel der gesamten Umweltbelastung in der Schweiz gehen zu Lasten der Gebäude. Rund 60 Milliarden Franken erreicht das jährliche Investitionsvolumen im Hoch- und Tiefbau.
Die meisten Menschen sind durchaus bereit, ihren persönlichen Lebensstil, etwa beim Lebensmittelkonsum oder der individuellen Mobilität zu ändern und nachhaltiger zu gestalten. Beim Wohnen, auf das 25 % der Umweltbelastung eines durchschnittlichen Schweizer Haushalts entfallen, fehlte uns bisher das Verständnis der Treiber und Hemmnisse. (NNBS)
Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz NNBS
Das Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz NNBS ist eine übergreifende Organisation, die das nachhaltige Bauen fördert. Ihm gehören rund 120 Mitglieder aus Wirtschaft, öffentlicher Hand, Bildung, Politik und Wissenschaft an. Seine gut durchmischte Trägerschaft ermöglicht es ihm, breit akzeptierte Grundlagen für den Bau von Gebäuden zu entwickeln, die gleichzeitig der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Umwelt nützen. Ein Resultat davon ist der Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz SNBS. Er ist ein Instrument, das den Bauherren hilft, zukunftsfähige Gebäude zu bauen.