Baden – Ob jemand schwer an Covid-19 erkrankt, liegt auch an seinen Genen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie mit über vierhundert erwachsenen Patienten aus Deutschland, Spanien und der Schweiz, an der auch ein interdisziplinäres Team des Kantonsspitals Baden (KSB) mitgewirkt hat. Die Studie ist im Fachjournal „Eclinicalmedicine“ der renommierten „Lancet“-Gruppe veröffentlicht worden.
Weshalb nimmt Covid-19 bei bestimmten Patienten einen milden Verlauf, während andere schwer erkranken? Diese Frage stellt Ärzte und Forscher seit dem Ausbruch der Pandemie vor Rätsel. Nun gibt es wichtige Erkenntnisse: Eine zentrale Rolle spielt die genetische Veranlagung des Patienten. Zu diesem Schluss kommt eine internationale Studie unter der Leitung von PD Dr. med. Bettina Heidecker von der Charité Berlin, an der auch verschiedene KSB-Ärzte und Laborfachspezialisten mitgewirkt haben.
Im Zentrum ihrer Beobachtungen standen das Humane Leukozytenantigen-System (HLA-System). Dabei handelt es sich um eine Gruppe menschlicher Gene, die für die Funktion des Immunsystems zentral sind. Die HLA-Moleküle helfen unter anderem dem Immunsystem, zwischen körpereigenem und körperfremdem Gewebe zu unterscheiden.
Genetische Prädisposition
„Da die HLA-Merkmale genetisch veranlagt sind, konnten wir aufzeigen, dass es durchaus eine genetische Prädisposition für einen schweren Verlauf bei einer Covid-19-Erkrankung gibt“, sagt KSB-Chefarzt Prof. Jürg H. Beer, Direktor des Departementes Innere Medizin.
Insbesondere ein HLA-Subtyp, nämlich HLA-C* 04:01, ist offensichtlich mit einem im Verlauf der Erkrankung doppelt so hohen Risiko für eine maschinelle Beatmung assoziiert. Diese Erkenntnis kann bei der Behandlung von Patienten von Bedeutung sein, bietet sie doch potenziell die Möglichkeit einer Identifikation von Patientengruppen mit erhöhtem Risiko für schwere Infektionen. (mc/pg)