Schweizer Unternehmen nutzen Gelegenheit zu Budgetkürzungen nur zurückhaltend.
Zürich – Die finanziellen und wirtschaftlichen Krisen in Europa und der hohe Frankenkurs scheinen den Gehältern der Arbeitnehmenden wenig anzuhaben. Zu diesem Ergebnis kam das aktuelle Update der Studie „Salary Increase Study 2012“ von Aon Hewitt zur Gehaltsentwicklung im europäischen Raum. In der Schweiz werden die Löhne in diesem Jahr voraussichtlich um 2.1 Prozent steigen. Das ist nur leicht weniger als die letzte Untersuchung im wirtschaftlich weitaus stabileren Sommer 2011 prognostizierten 2.3 Prozent. Trotz Eintrübung der Wirtschaftslage bleiben die Budgets für Gehaltserhöhungen also relativ stabil – eine Beobachtung, die nicht nur für die Schweiz, sondern ganz Westeuropa zutrifft.
Zwar haben sie das Niveau von 2009 noch nicht wieder erreicht, doch senden die Unternehmen damit ein positives Signal an ihre Mitarbeitenden. Denn tiefe Inflationsraten hätten durchaus die Möglichkeit geboten, die Budgets zu verkleinern, ohne den Reallohn der Arbeitnehmenden zu beschneiden. In der Schweiz wird dieser entsprechend um 1.9 Prozent steigen, bleibt die Inflationsrate bei den 0.2 Prozent des letzten Jahres. Damit ist die Reallohnerhöhung nach Norwegen mit 2.1 Prozent die zweithöchste in Westeuropa. Die Befragung führte Aon Hewitt im Januar und Februar 2012 durch, es nahmen insgesamt 440 Unternehmen aus 39 Ländern des EMEA-Raumes teil, 94 davon aus der Schweiz.
Unternehmen sehen nach wie vor optimistisch in die Zukunft
„Dass Unternehmen in der Schweiz die Chance zur Budgetsenkung nur zurückhaltend genutzt haben, beweist die noch immer relativ gute Verfassung des Arbeitsmarktes», interpretiert Stephan Nyfeler, Head of Human Resources Consulting bei Aon Hewitt Schweiz, die Entwicklung. „Gleichzeitig zeigen die Unternehmen, dass sie noch immer optimistisch in die Zukunft sehen. Interessant ist, dass dieser Trend in ganz Europa zu beobachten ist – inklusive Griechenland.“
Das spreche deutlich dafür, dass Unternehmen zukünftig von mehr Stabilität im europäischen Raum ausgehen. Arbeitnehmende dürfen sich im Schnitt auf 3 Prozent mehr Gehalt freuen. Länderbezogen weichen die Zahlen maximal um 0,3 Prozentpunkte nach oben oder unten ab. Abgesehen von Grossbritannien, Spanien, Luxemburg, Finnland und Belgien liegen die Lohnsteigerungen durchweg über den aktuellen Inflationsraten der Länder. Auch bezogen auf das Realeinkommen werden die Arbeitnehmer also fast überall in Europa mehr im Geldbeutel haben.
Lohnsteigerungen 2012 vor allem bei Grundeinkommen
„Die Arbeitgeber bemühen sich, allen Mitarbeitenden Gehaltserhöhungen zukommen zu lassen“, so Nyfeler. Das zeige sich darin, dass Lohnsteigerungen 2012 vor allem das Grundeinkommen betreffen und sich weniger in der variablen Vergütung niederschlagen werden. Das erschwert zwar die leistungsgerechte Entlohnung immer kostbarer werdender Talente, deutet aber wiederum auf die gesteigerte Wahrnehmung der Verantwortung gegenüber allen Mitarbeitern hin.
„Um das auszugleichen, sollten Unternehmen vermehrt auf die effektive Kommunikation von Gesamtvergütungspaketen und deren Wert setzen“, rät Nyfeler. „Vor allem nicht-monetäre Benefits, die vorrangig den High Potentials oder Fachkräften gewährt werden, müssen diesen bekannt und verständlich sein. Aber auch bei Nebenleistungen wie Gesundheitsprogrammen, die in der Regel der gesamten Belegschaft zur Verfügung stehen, sollten die Mitarbeiter den Geldwert kennen, um diese besser einordnen zu können.“ (Aon Hewitt/mc/ps)
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