Jean-Marc Hensch, Geschäftsführer Swico. (Foto: Swico)
Zürich – Die massive Kürzung der Kurzaufenthalter-Kontingente durch den Bundesrat führt dazu, dass ICT-Projekte in der Schweiz nicht realisiert werden können und ins Ausland abwandern. Ganze Projekt- und Entwickler-Teams, die weitgehend aus Schweizer bestehen, können nicht arbeiten, weil ein entscheidender Spezialist aus dem Ausland nicht zugezogen werden kann. Die für das erste Quartal bestimmten Kurzaufenthalter-Kontingente waren nämlich bereits Ende Januar ausgeschöpft.
Ende November 2014 hat der Bundesrat beschlossen, die Kontingente für Kurzaufenthalter (L-Bewilligungen) ab 1. Januar 2015 massiv zu reduzieren. Dabei geht es um Aufenthalte von Arbeitskräften bis zu 12 Monaten (wobei Aufenthalte unter vier Monaten diesem Regime nicht unterstellt sind). Gerade diese Bewilligungen sind für die ICT-Anbieter von hoher Bedeutung, entspricht doch dieser Zeitraum der typischen Einsatzdauer von Spezialisten bei anspruchsvollen ICT-Projekten.
Bewilligungen in wesentlichen Teilen durch «Bundesreserven» blockiert
Die noch 6‘000 L-Bewilligungen (4‘000 für Nicht-EU/EFTA-Bürger, 2‘000 für EU/EFTA-Bürger) bedeuten nicht nur eine Reduktion um einen Drittel, sondern sind auch in wesentlichen Teilen durch „Bundesreserven“ blockiert, welche nicht an die Kantone verteilt wurden. Die gesamte Schweizer Wirtschaft muss mit dieser Anzahl Bewilligungen auskommen, so dass neben den anderen Branchen für die ICT-Anbieter nur eine sehr kleine Anzahl davon verfügbar ist. Diese Mangel-Situation führt zu einem „Windhundrennen“, bei welcher nur gerade die ersten Arbeitgeber zum Zuge kommen, welche sich melden.
Die Kontingente für das erste Quartal 2015 waren bereits vor Ende Januar ausgeschöpft. Ein Unternehmen, das am ersten Februar dringend einen Spezialisten aus dem EU/EFTA-Raum beiziehen muss, kann frühestens ab 1. April auf eine Bewilligung hoffen. Zwei Monate sind in der ICT eine Ewigkeit, und das Geschäft wird vermutlich zwischenzeitlich längst ins Ausland ausgelagert. Weshalb?
Kurzaufenthalter sind meist erforderlich, um innerhalb eines Konzerns Spezialisten, welche hier nicht verfügbar sind, ins Land zu holen, um ein Projektteam zu vervollständigen. Ist dies nicht möglich, so wird das Projekt nicht in der Schweiz, sondern im Ausland abgewickelt, womit auch die Schweizer Team-Mitglieder den entsprechenden Projektauftrag verlieren. Die Wertschöpfung wandert ab.
Ein volkswirtschaftlicher Schildbürgerstreich
Zu einem Zeitpunkt, in welchem Schweizer Niederlassungen intern schon mit dem starken Euro belastet sind, bedeutet dies für die ICT-Wirtschaft eine zusätzliche Erschwerung, Geschäfte im Land zu halten und Werte zu generieren. Es ist auch volkswirtschaftlich ein Schildbürgerstreich. Ähnlich verhält es sich mit Kurzaufenthaltern, welche benötigt werden, um ein Kundenprojekt in der Schweiz zu realisieren. Stehen diese nicht zur Verfügung, wandert auch dieses Business ab.
Swico fordert deshalb namens seiner 400 Mitgliedunternehmen den Bundesrat dringend auf, das Kontingentsregime deutlich zu lockern, um die inländische Wertschöpfung zu stützen und zu erhalten. (Swico/mc)
Über Swico
Swico ist der Verband der ICT-Anbieter sowie weiterer verwandter Branchen in der Schweiz. Er setzt sich als Unternehmensverband für die Interessen seiner Mitglieder in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ein und bietet ihnen überdies eine breite Palette von Business-Dienstleistungen. Die über 400 Swico-Mitglieder beschäftigen 36‘000 Mitarbeitende und erwirtschaften jährlich einen Umsatz von 20 Milliarden Franken.