Zürich – Der Immobilienkonzern Swiss Prime Site (SPS) baut das Jelmoli-Haus an der Zürcher Bahnhofstrasse um. Weil nach langer Suche niemand gefunden wurde, der das Luxus-Warenhaus betreiben will, gibt die Immobilienfirma das vor 14 Jahren übernommene Geschäft Ende 2024 auf. 850 Mitarbeitende müssen sich nun auf die Suche nach einer neuen Stelle machen.
Als Grund für den Umbau und die Neupositionierung der Jelmoli-Liegenschaft nennt Swiss Prime Site den dynamischen Onlinehandel und das sich ändernde Konsumverhalten, die Läden verstärkt in Bedrängnis brächten. Bis Ende 2024 wird Jelmoli noch weiterbetrieben wie bisher. Von 2025 bis 2027 wird das Haus dann umgebaut, wie SPS am Montag mitteilte.
Danach werde es «an Marktbedürfnisse angepasst und in neuer Form betrieben». Konkret heisst das, dass aus dem bislang als Warenhaus betriebenen Gebäude eine Immobilie mit gemischter Nutzung wird.
Nur UG und EG bleiben Verkaufsfläche
Aktuell hat das Warenhaus eine Fläche von 24’000 Quadratmetern, diese wird auf 10’000 Quadratmeter reduziert. «Das Erdgeschoss und das Untergeschoss sollen weiterhin als Verkaufsfläche dienen», sagte ein Sprecher auf Anfrage.
Im ersten, zweiten und dritten Stock wird es jedoch keine Läden mehr geben wie bisher. Dort richtet SPS stattdessen Büroräumlichkeiten ein. Die Pallas-Kliniken, die sich bereits heute im vierten Stock befinden, bleiben im Gebäude, ebenso das Fitness-Center Holmes-Place im obersten Stockwerk.
Weiterhin soll es zudem Gastronomieangebote in dem Gebäude geben, dies sei etwa auf dem Dach denkbar, sofern die Stadt solchen Plänen zustimme, so der Sprecher. «Es soll wie eine kleine Stadt in der Stadt werden», sagte er.
Keinen Käufer für Jelmoli gefunden
Swiss Prime Site will gemäss Communiqué über 100 Millionen Franken investieren. Dabei belaste das Transformationsprojekt «Jelmoli-Haus» die Erfolgsrechnung von Swiss Prime Site im Geschäftsjahr 2022 einmalig mit rund 34 Millionen. In diesem Betrag enthalten seien ausschliesslich nicht zahlungswirksame Wertberichtigungen und Sonderabschreibungen für Ausstattung, Mobiliar, IT, Warenlager und andere Dinge enthalten.
Trotz der Sonderaufwendungen habe das Unternehmen im Geschäftsjahr 2022 aber die gesetzten Ziele erreicht. Am Donnerstag wird es dann genauer über den Geschäftsgang informieren.
Das Jelmoli-Haus ist mit rund 900 Millionen Franken nach einer Schätzung von Analysten bei Baader Helvea das teuerste Haus im Portfolio der Immobilien-Firma SPS. Diese hat das Gebäude zusammen mit dem Detailhandelsgeschäft 2009 gekauft.
Vergebliche Suche nach Käufer
Das Warenhaus Jelmoli hat gemäss dem Sprecher über die letzten sieben Jahre einen Verlust von rund 45 Millionen Franken angehäuft. SPS hat zuletzt einen Käufer gesucht, der das Verkaufsgeschäft – nicht aber das Gebäude – übernehmen wollte, ist dabei allerdings nicht fündig geworden. «Die intensiven Gespräche mit zahlreichen möglichen Partnern führten bis heute nicht zum erwünschten Erfolg», heisst es in der Mitteilung.
Laut dem Sprecher war ein Grund dafür unter anderem die sehr grosse Verkaufsfläche, die viele Interessenten als nicht zeitgemäss empfunden hätten. Denn heutzutage bevorzugten die Kunden kleinere Läden.
Wer dann die Verkaufsflächen im umgebauten Gebäude übernimmt, ist derzeit noch unklar. Es wäre denkbar, dass ein Käufer die Flächen als Ganzes übernimmt und vielleicht sogar als «Jelmoli» weiterführt, es könnten aber etwa auch einzelne Anbieter eine Fläche mieten, sagte der Sprecher.
Auch Jelmoli-Läden am Flughafen gehen zu
Jelmoli hat nebst dem Haupthaus an der Bahnhofstrasse noch ein Lager in Otelfingen und zwei Filialen am Zürcher Flughafen. Laut dem Sprecher werden auch diese Ende 2024 geschlossen. Die Verträge, die dann auslaufen, würden nicht verlängert.
Dabei hat sich Jelmoli erst 2019 im neuen Prestige-Gebäude «The Circle» am Flughafen eingemietet. Kurz nach der Eröffnung ist allerdings die Corona-Pandemie ausgebrochen und die Verkäufe liefen nie so richtig an.
Auch der Online-Shop, in den zuletzt viel investiert wurde, wird per Mitte Jahr wieder geschlossen, wie der Sprecher sagte. Dieser wurde aufgebaut, als die Verkäufe durch die Pandemie gebremst wurden. Leider sei er nicht so eine Ertragsstütze gewesen wie erhofft, sagte der Sprecher.
Mit der Schliessung des Warenhauses verlieren insgesamt 550 eigene Angestellte von Jelmoli sowie weitere 300 Mitarbeitende, die für die im Gebäude eingemieteten Läden arbeiten, ihren Job. Sie haben nun noch bis Ende 2024 Zeit, um sich eine neue Arbeit zu suchen.
Jelmoli-Chefin geht
Das Ende des Traditions-Warenhauses, das schon im 19. Jahrhundert gegründet wurde, wird zudem ohne seine aktuelle Chefin Nina Müller eingeläutet. Sie werde das Unternehmen auf eigenen Wunsch im Frühling oder bis spätestens Ende Juni 2023 verlassen, heisst es im Communiqué weiter. Die ehemalige Swarowski- und Christ-Managerin Müller war Anfang 2020 bei Jelmoli angetreten und hatte in ihrer Rolle als CEO auch Einsitz in der Geschäftsleitung von SPS.
Sie hatte das Warenhaus mit grossen Elan in die Zukunft führen wollen und richtete es neu aus, unter anderem, indem sie es auf nachhaltiger trimmte. Dass die Besitzer das Warenhaus nun aufgeben, dürfte nicht in ihrem Sinne gewesen sein. Der derzeitige Chief Merchandise Officer Reto Braegger werde nun die Leitung von Jelmoli übernehmen, bis das Warenhaus Ende 2024 endgültig seine Türen schliesst. (awp/mc/pg)