Bern – Zum ersten Mal kommt ein Geothermieprojekt zur Stromproduktion in den Genuss einer Risikodeckung, die über den KEV-Fonds finanziert wird. Dies hat die nationale Netzgesellschaft Swissgrid zugesichert, die im Auftrag des Bundes die Abwicklung der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) durchführt.
Die AGEPP SA, eine Gesellschaft aus Gemeinden, Kantonen und Stromversorgern, plant in Lavey-les-Bains (VD) eine Anlage zur Produktion von Strom und Wärme aus geothermischer Energie. 2012 sollen die Bohrungen beginnen.
Der Bund fördert Geothermieprojekte aktuell mit unterschiedlichen Instrumenten: Mit finanzieller Unterstützung von Forschungsprojekten sowie Pilot- und Demonstrationsanlagen, mit Informations- und Ausbildungstätigkeiten im Rahmen von EnergieSchweiz, mit der kostendeckenden Einspeisevergütung KEV und mit der sogenannten Risikodeckung nach Artikel 15a des Energiegesetzes. Dank dieser Risikodeckung, die aus dem KEV-Fonds finanziert wird, ist es für Investoren einfacher, ein Geothermieprojekt voranzutreiben, ohne die definitive Gewissheit zu haben, dass erfolgreich Strom produziert werden kann. Insgesamt stehen maximal 150 Millionen Franken für diese Risikodeckung zur Verfügung.
Maximal 50 Prozent an Bohr- und Testkosten
Zum ersten Mal ist nun ein Geothermieprojekt soweit fortgeschritten, dass Swissgrid eine solche Risikodeckung zusichern konnte. Damit wird die Stiftung KEV, die im Auftrag von Swissgrid die Verwaltung der KEV-Mittel überwacht, verpflichtet, maximal 50 Prozent der effektiven Bohr- und Testkosten zu reservieren und nötigenfalls zu übernehmen, falls die zur Stromproduktion notwendige Temperatur und Wassermenge nicht gefunden werden. Im Fall der im waadtländischen Lavey-les Bains geplanten Geothermiestrom- und Wärmeanlage beträgt die maximale Garantiesumme 8,3 Millionen Franken.
Mehrmonatige Prüfungsphase
Dem Antrag der AGEPP SA wurde nach einer mehrmonatigen Prüfungsphase stattgegeben. Eine vierköpfiges, unabhängiges Expertengremium aus den Bereichen Geothermie und Geologie war zum Schluss gekommen, dass die Anforderungen gemäss Anhang 1.6 der Energieverordnung (EnV) erfüllt und die Angaben der AGEPP SA plausibel seien. Gemäss ihren Angaben will die AGEPP SA 2012 mit den Bohrungen für die Anlage beginnen und – wenn alles nach Plan läuft – ab 2013 Strom und Wärme produzieren.
Im Erfolgsfall rechnen die Projektverantwortlichen mit einem jährlichen Absatz von 3,5 GWh Elektrizität. Dies entspricht dem Verbrauch von rund 1000 Haushalten. Die produzierte Wärme (rund 20 GWh) soll einerseits in die existierenden Fernwärmenetze von Lavey-les-Bains und St.Maurice eingespeist werden. Andererseits sollen ein Armasuisse-Betrieb und das Thermalbad Lavey mit Wärme beliefert werden. (BFE/mc/pg)