Swissmem: Digitalisierung als Chance für die MEM-Industrie

Swissmem: Digitalisierung als Chance für die MEM-Industrie
Swissmem-Präsident Hans Hess. (Foto: Swissmem)

Swissmem-Präsident Hans Hess. (Foto: Swissmem)

Zürich – Die Digitalisierung wird die Industrie verändern und hat das Potenzial, die Wettbewerbsfähigkeit des Werk- und Denkplatzes Schweiz deutlich zu stärken. In der Schweiz sind die Voraussetzungen für diesen Wandel ausgezeichnet. Eine Umfrage unter den Swissmem-Mitgliedfirmen belegt zudem, dass die Unternehmen der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) in diesem Wandel bereits gut unterwegs sind. Grossfirmen und KMU investieren gleichermassen in die Digitalisierung. Sie wird im Übrigen nicht zu einem Kahlschlag in der Beschäftigung führen. Vielmehr schafft sie neue, wertschöpfungsstarke Aufgaben und damit auch neue Jobs. Damit dieser Wandel zu einer Erfolgsgeschichte für die Schweizer Industrie wird, sind nicht nur Investitionen in die Technologie notwendig. Genauso wichtig ist die berufliche Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die massive Überbewertung des Schweizer Frankens hat die Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) in den vergangenen Monaten und Jahren hart getroffen. Die Unternehmen haben rasch auf die Aufhebung des Euro-Mindestkurses reagiert und zielgerichtet Massnahmen umgesetzt. Dazu gehören unter anderem auch Projekte im Bereich der sogenannten «Industrie 4.0», beziehungsweise der Digitalisierung.

Für Hans Hess, Präsident Swissmem, ist klar: «Die Digitalisierung ist eine Chance für die Schweizer Industrie. Sie wird einen entscheidenden Beitrag leisten, damit der Werkplatz Schweiz trotz starkem Franken, hohen Kosten und Löhnen auch künftig erfolgreich sein kann». Für diesen Wandel befindet sich die Industrie in einer günstigen Ausgangslage. Sie ist nach den Fitnesskuren der jüngsten Vergangenheit hoch automatisiert, innovativer denn je und verfügt über sehr effiziente Prozesse. Ausserdem verfügt die Schweiz dank des herausragenden Bildungssystems über viele sehr gut qualifizierte Fachkräfte. «Diese gute Ausgangslage müssen wir nutzen und die sich bietenden Chancen entschlossen und mutig anpacken», ergänzt Hans Hess.

«Industrie 4.0» für Grossbetriebe und KMU gleichermassen relevant
Swissmem führt schon seit drei Jahren Veranstaltungen zum Thema Digitalisierung und «Industrie 4.0» durch, die stets auf grosses Interesse stiessen. Im Hinblick auf den Industrietag 2016 hat Swissmem die Mitgliedfirmen über die Umsetzung von Industrie-4.0-Projekten befragt. Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache. Insgesamt 82 Prozent der MEM-Firmen sehen in der Digitalisierung einen Nutzen. Davon sind 76 Prozent der Betriebe bereits aktiv geworden. Mit je 50 Prozent Zustimmung liegen gemäss den Firmen die grössten Potenziale in den drei Bereichen Produktivitätssteigerung, Erhöhung der Ressourcen- und Prozesseffizienz sowie Schaffung von zusätzlichem Kundennutzen. Dahinter folgen mit je 42 Prozent der Nennungen die Steigerung der Produkt- und Servicequalität und die Stärkung der Kundenbindung.

Die Unternehmen erkennen nicht nur das Potenzial. Sie sind auch dabei, dieses zu nutzen. 1’225 Projekte sind in den 373 Firmen, die an der Befragung teilgenommen haben, bereits umgesetzt worden oder sind in Arbeit bzw. Planung. 58 Prozent dieser Projekte sind in KMU angesiedelt. Diese Zahlen belegen, dass «Industrie 4.0» in der Schweizer Industrie angekommen ist. Zudem wird offensichtlich, dass die Digitalisierung für KMU genauso relevant ist wie für Grossfirmen.

Neue, anspruchsvolle Aufgaben statt Kahlschlag bei den Jobs
Die Digitalisierung verändert die traditionellen Tätigkeiten in der Industrie und schafft die Grundlage für neue Geschäftsaktivitäten. Sie wird aber nicht dazu führen, dass Roboter die Menschen ersetzen. Zwar werden repetitive, einfach zu automatisierende Arbeiten in der Produktion zunehmend verschwinden. Die bisherigen Erfahrungen in den MEM-Betrieben zeigen, dass die Digitalisierung insgesamt nicht zu weniger Jobs führt. Wenn die Unternehmen durch sie konkurrenzfähiger und erfolgreicher werden, generiert sie sogar mehr Stellen als bisher.

Die Digitalisierung macht die Arbeit in der Industrie auf allen Ebenen anspruchsvoller und vielseitiger. Dadurch steigen die Anforderungen an die Flexibilität und die Qualifikation von Mitarbeitenden sowie Führungskräften. Eine hervorragende Grundbildung sowie Investitionen in die berufliche Aus- und Weiterbildung sind entscheidend, um den Wandel erfolgreich zu gestalten. Das beginnt bereits in der Volksschule. Für Swissmem ist es deshalb wichtig, dass der Lehrplan 21 in allen Deutschschweizer Kantonen möglichst bald eingeführt wird. Er bringt die längst fällige Aufwertung der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Neben der Berufsbildung liegt ein Schwerpunkt in der Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Alter über 40. Für Hans Hess ist klar: «Es braucht Investitionen in die Weiterbildung dieser Menschen, damit sie den Herausforderungen der digitalen Arbeitswelt gewachsen sind. Neues Wissen gepaart mit langjähriger Erfahrung – das ist die Erfolgsformel der Digitalisierung.» Bei der Weiterbildung sind Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermassen gefordert.

Unterstützung für Unternehmen
Swissmem unterstützt die Unternehmen tatkräftig im Wandel hin zur digitalen Industrie. Zusammen mit den Verbänden SwissTnet, asut und electrosuisse hat Swissmem 2015 die Initiative «Industrie 2025» (www.industrie2025.ch) gegründet. Sie hat zum Ziel, die Unternehmen bezüglich der Digitalisierung zu sensibilisieren, zu vernetzen und die Umsetzung zu fördern. Neben der Organisation von Fachveranstaltungen soll sie sich in der Schweiz zur zentralen Anlaufstelle für Fragen rund um «Industrie 4.0» entwickeln. (Swissmem/mc/ps)

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