SZKB Marktkommentar: Donald Trumps Wirtschaftspolitik – Top oder Flop?

Thomas Heller

von Thomas Heller, CIO der Schwyzer Kantonalbank. (Foto: SZKB)

Sollte Donald Trump die Wiederwahl doch noch schaffen, liegt das unter anderem daran, dass ihm viele Amerikaner eine höhere Wirtschaftskompetenz attestieren als seinem Kontrahenten Biden. Zeit für eine ökonomische Bilanz – und nur eine ökonomische – der Präsidentschaft von Trump.

In seiner Amtszeit hielt der Aufschwung, der nach der Finanzkrise eingesetzt hatte, an. Der Arbeitsmarkt boomte weiter, die Arbeitslosenrate sank auf den tiefsten Stand seit 50 Jahren. Dies nicht allein dank Trump. Er profitierte von einer guten Ausgangslage. Die US-Wirtschaft hätte sich auch ohne sein Zutun zunächst weiter positiv entwickelt. Kernstück seiner Bemühungen zur Ankurbelung der Wirtschaft war die Senkung der Einkommensund der im internationalen Vergleich hohen Unternehmenssteuern. Davon profitierten zwar vor allem Firmen und Gutverdienende, aber damit setzte sich der Aufschwung fort, was letztlich allen zu Gute kam. Von der Verdoppelung der Wachstumsraten unter Obama, wie sie Trump 2016 in Aussicht gestellt hatte, war man allerdings weit entfernt.

Auf dem Aussenhandel lag ein besonderer Fokus von Trump. Das US-Handelsbilanzdefizit war in seinen Augen das Ergebnis schlechter Handelsverträge sowie protektionistischer bis unfairer Handelspraktiken, vor allem von China. Ersterem begegnete Trump mit dem Abschluss von Freihandelsverträgen mit Korea und Japan sowie der Neuverhandlung des NAFTA-Abkommens. Dies kann Trump als Erfolg verbuchen. Allerdings erkennen Beobachter in den neuen Verträgen keine substanziellen Verbesserungen für die USA. Bei den Handelspraktiken hat Trump nicht unrecht. Doch Zölle lösen das Problem des Handelsbilanzdefizits nicht.

Dieses ist das Resultat des Spar- und Investitionsverhaltens der amerikanischen Haushalte und Unternehmen und somit primär hausgemacht. Zwar verringerte sich der US-Importüberschuss gegenüber China, doch die Amerikaner importierten ihre
Güter einfach von woanders. Statt das gesamte Handelsbilanzdefizit auszugleichen, wie Trump dies angekündigt hatte, ist es nun (auch coronabedingt) grösser denn je.

Ziehen wir Bilanz: Trump hat den Aufschwung dank guter Vorgaben und eigenem Zutun verlängert. Punkt für ihn. Gemessen an seinen Ansprüchen und weil die Kombination von Mindereinnahmen und Mehrausgaben nicht nachhaltig ist, gibt es Abzüge in der B-Note. Beim Handelsdefizit gilt: Falsche Behandlung, Ziel verfehlt. Punktabzug. Trump war weder der Wirtschaftspräsident (als den er sich sieht), noch hat er die Wirtschaft an die Wand gefahren (wie seine Kritiker befürchteten). Also weder top noch flop.

Exit mobile version