T. Rowe Price: Keine Angst vorm Abschwung

T. Rowe Price: Keine Angst vorm Abschwung
von Ken Orchard, Portfolio Manager, Diversified Income Bond Strategy, T. Rowe Price. (Foto: zvg)

In den USA wächst die Sorge vor einer Rezession. Kaum ein Tag vergeht, an dem die Zeitungen nicht voll von Artikeln sind, die darüber spekulieren: Wird sie sich drehen – und: Was passiert, wenn sie es wirklich tut? Es lohnt sich, einen Schritt zurückzutreten, um zu verstehen, was uns eine inverse Zinskurve tatsächlich sagt und was nicht.

Lassen Sie uns zunächst die wichtigste Frage angehen: Ist eine inverse Zinsstrukturkurve ein zuverlässiger Prädiktor für eine Rezession? Im Allgemeinen ja – aber vielleicht nicht genau so, wie die Leute denken. Inverse Zinskurven verursachen keine Rezessionen. Sie sind jedoch ein guter Indikator für die relative Straffheit der Geldpolitik, die sich im Laufe der Zeit auf die Realwirtschaft auswirkt. Die Daten zeigen, dass sämtlichen der letzten fünf Rezessionen seit 1976 eine inverse Zinsstrukturkurve vorausging und die Umkehrung über einen längeren Zeitraum (typischerweise mindestens 10 Monate) anhielt. Die Zinskurven haben sich dann vor der Rezession jeweils wieder verfestigt.

Es sei auch darauf hingewiesen, dass die Verzögerung zwischen einer Umkehrung der Zinskurve und dem Beginn einer Rezession in der Vergangenheit unterschiedlich war und zwischen sechs und 24 Monaten lag. Die Ursachen für Rezessionen sind vielfältig. Konjunkturschocks wie hohe Energiepreise, die US-Subprime-Krise im Jahr 2007 oder der Zusammenbruch der Dotcom-Blase im Jahr 2000 spielen oft eine Rolle. Sollte sich die Kurve umkehren, könnte es noch einige Zeit dauern, bis die US-Wirtschaft in die Rezession fällt. Das bedeutet, dass es wichtig ist, andere Wirtschafts- und Marktindikatoren wie Rohstoffpreise und Credit Spreads auf Hinweise zu überprüfen, ob die wirtschaftliche Dynamik negativ wird.

Ist es also wahrscheinlich, dass sich die Zinskurve bald umkehren wird? Im Grossen und Ganzen denke ich, dass das vermutlich passieren wird. Die Differenz zwischen zwei- und fünfjährigen Treasury-Renditen ist bereits Null. Wenn sich die US-Notenbank (Fed) treu bleibt und die Leitzinsen noch ein- bis zweimal erhöht, werden sich die Auswirkungen auf die Realwirtschaft im Laufe des Jahres 2019 entwickeln, da auch die fiskalischen Impulse nachlassen. Unter diesen Umständen dürfte sich die Kurve Anfang nächsten Jahres zu einem bestimmten Zeitpunkt umkehren, wahrscheinlich gefolgt von einer Rezession 2021/22.

Eine Kurvenumkehr und Rezession sind jedoch nicht unvermeidbar: Die Fed könnte beschliessen, den Zinsanstieg zu verlangsamen oder sogar einzustellen, so dass die Wirtschaft in der Lage wäre, die Dynamik aufrechtzuerhalten und die Kurve wieder steiler werden würde. Die Indikatoren für den Wohnungsmarkt haben sich zur Jahresmitte verschlechtert und in anderen Sektoren gibt es leichte Anzeichen einer Abschwächung. Wenn sich die schlechten Nachrichten auf den Arbeitsmarkt ausbreiteten, könnte die Fed davon überzeugt werden, ihre Haltung gegenüber Zinserhöhungen abzuschwächen.

All dies bleibt abzuwarten. Im Moment täte jeder, der über der Aussicht auf eine Umkehrung der Renditekurve schwitzt, gut daran, sich an zwei Dinge zu erinnern: Erstens, es ist es noch nicht passiert und es wird möglicherweise auch noch nicht dazu kommen. Und Zweitens: Selbst wenn die Kurve sich umkehrt, ist der Zeitpunkt einer späteren Rezession sehr schwierig zu benennen. (T. Rowe Price/mc)

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