Die Aufnahme lokaler chinesischer Anleihen in den Bloomberg Global Aggregate Index ist eine nachdrückliche Botschaft an die Märkte – und bietet eine gute Gelegenheit für Engagements im Reich der Mitte.
Der chinesische Obligationenmarkt ist der drittgrösste der Welt. Dennoch fristeten Investments in China-Bonds bislang ein Schattendasein. Nun gibt es gute Gründe für einen Trendwechsel. Der internationale Finanzinformationsanbieter Bloomberg wird chinesische Anleihen in seinen «Barclays Global Aggregate Bond Index» aufnehmen. Das eröffnet Anlegern die Chance, in einen bedeutenden Anleihenmarkt zu investieren, der bisher nur sehr schwer zugänglich war. Zugleich ist es für das Reich der Mitte ein wichtiger Meilenstein zu offeneren und transparenteren Kapitalmärkten. Ab April werden über einen Zeitraum von 20 Monaten lokale chinesische Anleihen in den Index integriert. Berücksichtigung finden 363 Anleihen, was einem Anteil von rund sechs Prozent am Index entspricht.
Die Entscheidung von Bloomberg wird das Engagement ausländischer Anleger deutlich erhöhen – und die Behörden zwingen, diesen ein gewisses Mass an Kontrolle über ihre Kapitalmärkte zu überlassen. Selbst der Leerverkauf von Obligationen wird möglich sein, wenn es einen funktionierenden Terminmarkt gibt. Für China wirkt die Neuberücksichtigung chinesischer Anleihen im Global Aggregate Index wie Zuckerbrot und Peitsche: Einerseits wird das Land in der Lage sein, Kapital anzuziehen, das die Währung stützt und das Risiko inländischer Vermögensabflüsse abschwächt. Andererseits können sich ausländische Investoren sehr schnell vom Anleihemarkt zurückziehen, falls sie nicht mit der Geldpolitik der People’s Bank of China (PBoC) einverstanden sind.
Darüber hinaus ist zu erwarten, dass wohl auch andere Benchmark-Anbieter der Entscheidung von Bloomberg folgen, China in ihren Flaggschiff-Index aufzunehmen. Unserer Einschätzung nach entspricht die Einbeziehung durch FTSE einem Gewicht von etwa fünf Prozent im World Government Bond Index, während J.P. Morgan das Land in seinem Global Bond Index Emerging Market Global Diversified mit zehn Prozent gewichten könnte.
Nachholpotenzial bei unterbewerteten Anleihen
Die Einbeziehung chinesischer Anleihen in den Bloomberg Global Aggregate Index dürfte sich unmittelbar auf das Risiko- und Ertragsprofil dieses Branchenbarometers auswirken, abzulesen an einem etwas kürzeren Durationsprofil und eine im Vergleich zum aktuellen Niveau leicht höhere Rendite. Beides sind positive Entwicklungen. Förderlich erscheint zudem, dass die PBoC eine lockere Geldpolitik anstrebt. Nicht zuletzt dürften auf Renminbi lautende chinesische Anleihen das Risiko weltweit aufgestellter Portfolios stark reduzieren.
Derzeit liegt die zehnjährige Rendite bei 3,1 Prozent und die Inflation ist unter Kontrolle, so dass chinesische Anleihen unterbewertet erscheinen und gegenüber anderen chinesischen Assets das Potenzial einer Outperformance bieten. Daher haben wir bereits vor der Index-Aufnahme in lokale chinesische Staatsanleihen investiert. Wir möchten uns längerfristig positionieren, da wir von einer signifikanten Nachfrage seitens der Investoren ausgehen, die nach Diversifikation suchen.
Die Indexaufnahme ist eine nachdrückliche Botschaft: China will seine langfristige Glaubwürdigkeit bei den führenden globalen Finanz- und Wirtschaftsmächten unter Beweis stellen. Gleichwohl hat das Land noch deutlich mehr zu tun. Der nächste grosse Schritt ist die Schaffung eines funktionierenden Anleihen-Terminhandels. (T. Rowe Price/mc)