Taper Tantrum 2.0? – Der aktuelle Marktkommentar der Schwyzer Kantonalbank
Schwyz – Die Fed steht wieder an einem ähnlichen Punkt wie 2013: Sie wird sich Gedanken über Zeitpunkt und Ausmass des Tapering beim aktuellen Anleihenkaufprogramm machen und sich dazu äussern müssen. Werden die anstehenden Diskussionen die Märkte belasten wie 2013? Erleben wir ein «Taper Tantrum 2.0»? Kaum, meint Thomas Heller, CIO und Leiter Research der Schwyzer Kantonalbank und nennt die Gründe im aktuellen Marktkommentar.
Den vollständigen Leitartikel finden Sie unten sowie im PDF. Darin finden Sie unter anderem auch folgenden Beitrag:
Aktien – Verkraftbar (S. 6-7 im PDF)
Die Aktienmärkte haben während der vergangenen Wochen mehrheitlich freundlich tendiert. Wenn die Zentralbanken dereinst weniger Wertpapiere kaufen, werden das die Märkte verkraften. Auch die Änderungen bei der internationalen Unternehmensbesteuerung dürften sie verschmerzen können. Kleine Unternehmen sind von letzteren weniger betroffen und scheinen im aktuellen Umfeld vielversprechend.
Taper Tantrum 2.0?
Der Begriff «Tapering» stammt aus dem Sport und wird meist im Zusammenhang mit Ausdauerleistungen verwendet. Er bezeichnet die Reduktion des Trainingsumfangs vor einem Wettkampf. Seit einigen Jahren gehört Tapering aber auch an den Finanzmärkten zum Standardvokabular. Von Tapering spricht man, wenn eine Notenbank beginnt, den Umfang ihrer Wertpapierkäufe schrittweise zu reduzieren, um sie dann nach einer gewissen Zeit komplett einzustellen. Ein Tapering steht somit am Anfang einer Wende in der Geldpolitik – mit möglichen negativen Marktreaktionen.
So wie 2013 beim «Taper Tantrum» (in Anlehnung an «temper tantrum» = Wutanfall), als die Ankündigung des damaligen Fed-Vorsitzenden Ben Bernanke, die Anleihenkäufe womöglich bald zu reduzieren, zu deutlich steigenden Zinsen und damit zu erheblichen Kursverlusten bei Obligationen führte. Die eigentliche Tapering-Phase bis zum Ende der Anleihenkäufe im Oktober 2014 verlief dann allerdings vergleichsweise ruhig. Die Aktienmärkte legten per Saldo zu, die Zinsen gingen sogar zurück. Natürlich fehlte die zusätzliche Liquidität der Fed und somit eine Antriebsfeder für die Märkte. Für Unruhe sorgten aber in der Folge nicht geldpolitische, sondern andere Faktoren wie der Ölpreiszerfall (2014-2016), die Griechenlandkrise (2015) oder die Yuan-Abwertung (August 2015). Unter Druck seitens der Geldpolitik kamen die Aktienmärkte erst wieder, als die Fed 2018 – begleitet von mehreren Zinserhöhungen – begann, ihre Bilanz zu verkürzen und damit dem Markt effektiv Liquidität entzog. Die etwas ungeschickten Worte vom damals neuen Fed-Chef Jerome Powell, man sei noch weit vom neutralen Zinssatz entfernt, taten im Herbst 2018 ihr Übriges.
Die Fed steht heute an einem ähnlichen Punkt wie 2013. Sie wird sich Gedanken über Zeitpunkt und Ausmass des Tapering beim aktuellen Anleihenkaufprogramm machen und sich dazu äussern müssen. Doch die Ausgangslage ist anders. Damals wurden die Märkte von Bernankes Ankündigung überrascht, heute warten alle darauf. Nur grössere Abweichungen von den Erwartungen (Ankündigung im Herbst, Beginn Tapering im 1. Quartal 2022) würden die Märkte verunsichern. Die Fed wird in der Kommunikation und in der Umsetzung sehr behutsam vorgehen. Das Ganze wird begleitet von einer weiterhin expansiven Fiskalpolitik, die es der Fed darüber hinaus schwermacht, echt restriktiv zu werden. Von einer Bilanzverkürzung und Zinserhöhungen sind wir ohnehin noch mehr als zwei Jahre entfernt. Und schliesslich kennen die Märkte die Bereitschaft der Fed und der anderen Notenbanken, bei Bedarf wieder stützend einzugreifen. Es steht uns im Herbst somit kaum ein «Taper Tantrum 2.0» bevor. (SZKB/mc/ps)