Steuerparadies für Unternehmen: Nidwalden (Kantonshauptort Stans).
Basel – Für Gutverdienende ist die Schweiz nach wie vor ein Steuerparadies: Weltweit zahlen sie nur gerade in Singapur und in Hongkong weniger als etwa im Kanton Zug. Auch Unternehmen liefern dem Fiskus andernorts deutlich mehr ab. Wirtschaftskrise und Löcher in den Staatskassen hin oder her: Einige Schweizer Kantone verlangen von Topverdienern und Unternehmen so wenig Steuern, dass sie im weltweiten Steuerwettbewerb ganz vorne mitmischen.
Diese «Spitzengruppe» bilden Nidwalden, Obwalden, Schwyz und Zug, wie das Konjunkturforschungsinstitut BAKBASEL am Donnerstag mitteilte. Es hat für den BAK Taxation Index 2011 insgesamt 17 Kantone unter die Lupe genommen und rund um den Erdball mit ihren wichtigsten Konkurrenzstandorten verglichen. Zwei der Schlussfolgerungen lauten: Neben den klassischen Tiefsteuerkantonen der Zentralschweiz erheben auch Kantone wie Zürich, Bern und Basel-Stadt im internationalen Vergleich tiefe Steuern – obwohl sie für Schweizer Verhältnisse relativ teuer sind. Und die Schweiz ist auch im Jahr drei nach Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise «hervorragend positioniert».
Nidwalden für Topverdiener an der Spitze
Besonders wenig Steuern zahlen alleinstehende Gutverdienende (mit einem verfügbaren Einkommen von 100’000 Euro) im Kanton Zug: 23,7%. Das ist weltweit der dritttiefste Wert hinter Singapur mit 11,3% und Hongkong mit 16,1%. Am meisten zahlen die Grossverdiener in Belgien. In der Schweiz müssen sie dem Fiskus von den untersuchten Kantonen in Basel-Landschaft am meisten abliefern.
Genf und Basel am teuersten
Auch für Unternehmen ist die Schweiz aus Steuergründen attraktiv: Weltweit werden sie nur gerade in Hongkong weniger zur Kasse geben als im Kanton Nidwalden: Dort bezahlen sie 10,6%, in der asiatischen Metropole 9,7%. Hongkong hatte bereits im Index 2009 den Tiefstwert verzeichnet. Auch Appenzell-Ausserrhoden, Obwalden, Schwyz, Zug, Glarus, Luzern und Schaffhausen knöpfen den Firmen besonders wenig ab, mit Werten zwischen 10,8 und 13,9%. Die teuersten Schweizer Kantone sind Genf und Basel-Stadt mit 21,5 und 20,5%. Von den westeuropäischen Ländern buhlt nur Irland mit ähnlich tiefen Steuern um Unternehmen – mit 14,1 Prozent liegt die Hauptstadt Dublin steuertechnisch zwischen Schaffhausen und St. Gallen. Allerdings bittet Irland Topverdiener stärker zur Kasse.
Nachbarn verlangen viel höhere Steuern
Die Schweizer Nachbarländer Österreich, Deutschland, Italien und Frankreich hingegen besteuern sowohl Firmen als auch Wohlhabende deutlich höher als die Schweiz. Ganz am Ende der Skala figuriert Miami im US-Bundesstaat Florida. Dort zahlen Unternehmen mit 34,7% weltweit die höchsten Steuern. Die meisten der untersuchten Länder kennen progressive Steuertarife. Die grösste Spannweite der Steuersätze zwischen hohen und tiefen Einkommen haben in der Schweiz das Wallis und die Waadt mit rund 16 Prozentpunkten. Hongkong, Ungarn, Italien, Polen und Slowenien hingegen haben keine oder nur wenig Steuerprogression.
Unterschiedliche Lohnkosten
Auch je nach Standort unterschiedlich tief müssen Arbeitgeber in die Tasche greifen, um Arbeitnehmer zu beschäftigen. Eine Firma in Singapur etwa muss 112’795 EUR pro Jahr für eine Arbeitskraft aufwenden, wenn sie ihr ein verfügbares Einkommen von 100’000 EUR (nach Steuern und Abgaben) garantieren will. Im Kanton Zug sind es rund 131’000 EUR und in Belgien 232’656 EUR. Der BAK Taxation verwendet ab 2011 für die Entlöhnung von Gutverdienern einen gleitenden Durchschnitt der Wechselkurse der letzten vier Jahre. Aus diesem Grund sind Vergleiche mit Vorjahren für Nicht-Euro-Länder wie die Schweiz unpräzis – die Unterschiede gehen zu einem Teil auf Umrechnungsschwankungen zurück.
BAKBASEL ermittelt den Taxation Index alle zwei Jahre. 2007 wurden erstmals auch asiatische Standorte berücksichtigt. Der Index bezieht laut Angaben des Instituts alle relevanten Steuerarten auf den verschiedenen staatlichen Ebenen mit ein und weist damit die für Investoren relevante effektive Steuerbelastung aus. (awp/mc/upd/ps)