Traum vom Wohneigentum für viele Schweizer ausgeträumt

Immobilien

(Image by midascode from Pixabay)

St. Gallen – Seit zwanzig Jahren steigen die Preise für Eigenheime in der Schweiz ungebremst an. Ein Ende des Preisschubs ist nach Ansicht von Raiffeisen Schweiz nicht in Sicht. Für eine breite Bevölkerungsschicht wird der Traum vom Eigenheim somit zu einem unerfüllbaren Wunsch. Und die Schweiz wird wieder vermehrt zum Mietervolk.

Die Preise im seit den 1990ern anhaltenden Schweizer Wohneigentumsboom werden noch immer von fundamentalen Faktoren getrieben, schreibt die Raiffeisen in einer am Dienstag veröffentlichten Studie mit dem Titel «Der ausgeträumte Traum der eigenen vier Wände».

Treiber der Preise seien zum einen das starke Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum der Schweiz. Zum anderen schürten die tiefen Finanzierungskosten die Nachfrage. Ausserdem sei das Angebot an Eigenheimen knapp. Das herrschende Preisniveau sei somit nicht durch Spekulation getrieben und auch «wenn der Eigenheimmarkt mittlerweile stark aufgebläht ist, wird diese Blase nicht platzen», wurde Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff in einem Communiqué zitiert.

Hohe Finanzierungshürden
Doch nach zwanzig Jahren ungebremster Preissteigerungen ist der Eigenheimtraum gemäss Neff für breite Bevölkerungsschichten heute ausgeträumt. Denn die meisten Haushalte könnten die mit den Preisen stark gewachsenen Finanzierungshürden aus eigener Kraft nicht mehr überwinden, so der Ökonom.

Vor allem die kalkulatorische Tragbarkeit erlaube faktisch nur noch sehr einkommensstarken Haushalten eine Eigenheimfinanzierung. «Wer nicht bereits über viel Kapital verfügt oder über Erbschaften an solches gelangen kann, hat kaum realistische Aussichten, heute noch Eigentümer zu werden», so Neff.

Im Klartext heisst dies, dass Immobilienbesitzer und wohlhabende Haushalte stark von den Entwicklungen am Immobilienmarkt profitieren, während grosse Teile der Schweizer Gesellschaft von diesem Markt ausgeschlossen werden. «Die herrschende Eigenheimmarktregulierung sorgt heute für einen verstärkten Vermögenstransfer von ungebildet zu gebildet, von jung zu alt, sowie von arm zu reich,» folgert Neff.

Diskussion über Immobilienmarkt angezeigt
An dieser unbefriedigenden Situation dürfte sich wohl kaum etwas rasch ändern. Angesichts der unerwünschten gesellschaftlichen Nebenwirkungen dieser Entwicklung ist gemäss Neff eine offene Diskussion über die Zukunft des Schweizer Wohneigentums dringend angesagt.

Ohne starken politischen Willen und die Akzeptanz gewisser systemischer Risiken und gesellschaftlicher Kosten werde sich die aktuellen Entwicklungen ungebremst fortsetzen und Wohneigentum werde noch mehr zum Privileg, folgert der Ökonom. (awp/mc/ps)

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