Trump, AfD und Co.: Inflationsschocks stärken extremistische und populistische Parteien bei Wahlen

Trump, AfD und Co.: Inflationsschocks stärken extremistische und populistische Parteien bei Wahlen
Der designierte US-Präsident Donald Trump.

Kiel – Eine unerwartet hohe Inflation und ein schwaches Wirtschaftswachstum bringen extremistischen und populistischen Parteien spürbare Stimmenzuwächse bei Wahlen, zeigt eine aktuelle Studie des IfW Kiel. Verantwortlich dafür sind vor allem die damit einhergehenden Reallohnverluste.

Sowohl ein Teil des Zuspruchs für Donald Trump in den USA als auch für die AfD und das BSW in Deutschland sind durch diesen Effekt zu erklären. Bei den vorgezogenen Neuwahlen im Februar dürfte die Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre für insgesamt rund 2 Prozentpunkte der Stimmanteile populistischer Parteien verantwortlich sein.

Ein solides Wirtschaftswachstum sowie Lohnerhöhungen können laut Studie den Schock unerwartet hoher Preissteigerungen aber abfedern und den Zulauf zu extremistischen Parteien am rechten und linken Rand verringern.

Die Studie Inflation Surprises and Election Outcomes analysiert 365 Wahlen in 18 Industrieländern zwischen 1948 und 2023 und kommt zu dem Schluss, dass ein Inflationsschock von 10 Prozentpunkten während einer Legislaturperiode in Verbindung mit unterdurchschnittlich wachsenden Reallöhnen zu einem Anstieg des Stimmenanteils populistischer und extremistischer Parteien bei der nächsten Wahl um 2,8 Prozentpunkte führt.

Grund dafür ist die sinkende Kaufkraft der Bevölkerung, weil die Preise schneller steigen als die Einkommen und die Ersparnisse. Wenn Lohnerhöhungen allerdings den Inflationsschock ausgleichen, liegt der Stimmenzuwachs nur bei 1,3 Prozentpunkten.

Dieses Ergebnis gilt generell für Zeiten unerwartet hoher Inflation wie etwa die Ölkrise der 1970er Jahre oder der Preisschock nach der Corona-Pandemie. Zahlreiche vorherige Studien haben gezeigt, dass eine hohe Inflation die Unterstützung für politische Amtsinhaber verringert.

Die Studie des IfW Kiel betont erstmals die Rolle von Überraschungen bei der Inflationsentwicklung – die Differenz zwischen der tatsächlichen Inflation und den Inflationserwartungen ein Jahr zuvor – und zeigt, dass extremistische und populistische Parteien von der dadurch ausgelösten Wählerwanderung profitieren können. Für die politökonomische Diskussion, wie sich die Erfolge extremer Parteien erklären lassen, ist dies ein wichtiger Beitrag.

«Unsere Forschung hilft, Trumps Wahlerfolg ebenso wie den Zulauf zu Populisten in Deutschland besser zu verstehen. Extreme Parteien profitieren, wenn die Preissteigerungen höher ausfallen, als erwartet und Arbeitnehmer und andere Wirtschaftsakteure keine Möglichkeit hatten, sich durch angemessene Lohnerhöhungen auf die Inflation vorzubereiten», sagt Jonathan Federle, Wissenschaftler am IfW Kiel und Mitautor der Studie.

Mehr Demonstrationen und Proteste
Steigt die Inflation unerwartet schneller als die Reallöhne, hat dies nicht nur Auswirkungen auf das Wahlverhalten, sondern verstärkt auch die Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Laut der Studie haben negative Inflationsüberraschungen einen signifikanten Einfluss auf die Anzahl von Demonstrationen und Streiks gegen die Regierungspolitik. So steigt die Zahl der Demos um etwa 8 Prozent, wenn die tatsächliche Inflation um einen Prozentpunkt über der vorherigen Inflationserwartung liegt.

Unerwartete Veränderungen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) beeinflussen ebenfalls die Zustimmung zu populistischen und extremistischen Parteien. Ein plötzlicher Einbruch erhöht den Zulauf, positive Überraschungen verringern ihn: Fällt das Wachstum um einen Prozentpunkt höher aus als erwartet, sinkt der Stimmenanteil radikaler Parteien um etwa 0,25 Punkte.

«Die Ergebnisse werfen ein Schlaglicht auf die bevorstehenden vorgezogenen Bundestagswahlen, denn in Deutschland sind Inflation und Wachstum in den letzten drei Jahren deutlich von den Erwartungen abgewichen. Insgesamt dürfte die Zustimmung zu radikalen Parteien am linken und rechten Rand dadurch um 2 Prozentpunkte zugelegt haben», so Federle. (IFW Kiel/mc/pg)

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