Trump holt zum (Twitter)-Schlag gegen Amazon aus
Washington – US-Präsident Donald Trump hat in einem für US-Republikaner ungewöhnlichen Schritt zu einem öffentlichen Rundumschlag gegen den Handelsriesen Amazon ausgeholt. «Sie zahlen wenig oder gar keine Steuern an Bundesstaaten und Kommunen und sie benutzen unser Postsystem als ihren Botenjungen», schrieb Trump am Donnerstag auf Twitter.
I have stated my concerns with Amazon long before the Election. Unlike others, they pay little or no taxes to state & local governments, use our Postal System as their Delivery Boy (causing tremendous loss to the U.S.), and are putting many thousands of retailers out of business!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 29. März 2018
Die republikanische Partei, für die Trump ins Weisse Haus eingezogen ist, steht normalerweise für einen wirtschaftsfreundlichen Kurs mit möglichst geringer Steuerlast für Unternehmen. Allein die Gerüchte über ein mögliches Vorgehen Trumps gegen Amazon hatten die Aktien am Vortag neben dem für Techwerte insgesamt schwachen Marktumfeld belastet. Der Börsenwert des Online-Händlers war zeitweise um 53 Milliarden US-Dollar eingebrochen. Nach einer kurzen Erholung gingen die Amazon-Papiere am Donnerstag erneut auf Talfahrt.
Persönliche Fehde mit Jeff Bezos
Amazons Praktiken liessen den Vereinigten Staaten enorme wirtschaftliche Schäden entstehen, schrieb der Präsident. Viele Tausend Einzelhändler würden aus dem Geschäft gedrängt. US-Medien werteten die Breitseite gegen Amazon auch als Teil einer persönlichen Fehde Trumps mit Konzernchef Jeff Bezos. Dieser ist auch Inhaber der Trump-kritischen Zeitung «Washington Post».
Die Sprecherin des Weissen Hauses, Sarah Sanders, hatte am Vortag erklärt, die Trump-Regierung erwäge hinsichtlich Amazon keinen politischen Kurswechsel. Allerdings strebe der Präsident an, gleiche Bedingungen für alle Wettbewerber zu schaffen.
«Washington Post» ein «Steuerschlupfloch»
Trump hatte Amazon bereits im Wahlkampf wiederholt kritisiert und mit einer «Internetsteuer» gedroht. Die «Washington Post» sei lediglich ein Vehikel, mit deren Verlusten Bezos die Gewinne von Amazon klein halte, um Steuern zu sparen, hatte Trump im Dezember 2015 erklärt. Somit fungiere die Zeitung als «Steuerschlupfloch». Im vergangenen Jahr stellte Trump die Frage: «Wird die Fake-News ‹Washington Post› als Lobbyismus-Waffe gegen den Kongress benutzt, um die Politiker davon abzuhalten, sich das Steuer-Monopol von Amazon anzusehen?»
Nach Expertenansicht haben Amazon und andere Online-Händler einen riesigen Einfluss auf den Einzelhandel in den USA. Studien gehen davon aus, dass in diesem Jahr 8000 Läden schliessen müssen. Zuletzt hatte der Spielzeug- und Kinderausstattungs-Händler Toys R Us Insolvenz anmelden müssen und 800 Filialen geschlossen – Amazon ist ein direkter Wettbewerber. (awp/mc/pg)