Neuer Gipfel in Hanoi: Trump stellt Kim Aufschwung in Aussicht

Neuer Gipfel in Hanoi: Trump stellt Kim Aufschwung in Aussicht
Ungleiche "ziemlich beste Freunde": Donald Trump und Kim Jong Un.

Hanoi – Bei seinem zweiten Gipfel mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat US-Präsident Donald Trump dem völlig verarmten Land einen wirtschaftlichen Aufschwung in Aussicht gestellt. Bedingung bleibt jedoch, dass Pjöngjang atomar abrüstet. Zum Auftakt des Treffens in Vietnams Hauptstadt Hanoi sagte Trump: «Ich denke, dass Ihr Land gewaltiges wirtschaftliches Potenzial hat.» Kim entgegnete: «Ich hoffe, dass wir alles erreichen, was die Leute erwarten.» Belastet wird Trumps Auftritt durch Vorwürfe seines Ex-Anwalts Michael Cohen.

Acht Monate nach dem ersten Gipfel in Singapur sahen sich Kim und Trump am Mittwoch wieder. Zur Begrüssung schüttelten sie sich zehn Sekunden lang die Hand. Erst langsam lockerte sich die Atmosphäre. Die Erwartungen an das zweitägige Treffen sind gross. Es geht um den Abbau von Nordkoreas Atomwaffen und Raketen, eine neue Sicherheitsarchitektur in Ostasien und eine Lockerung der strengen Sanktionen gegen den isolierten stalinistischen Staat.

«Sehr interessante Gespräche»
Trump lobte den ersten Gipfel nochmals als «grossen Erfolg». Er hoffe nun auf nochmaligen Erfolg, «gleich oder grösser». Nach einem kurzen Zweier-Gespräch kamen beide zu einem Abendessen zusammen, nur mit den Aussenministern und jeweils einem weiteren Berater. Kim sagte dabei über die ersten Minuten des Wiedersehens: «Wir haben sehr interessante Gespräche geführt.»

Trump, der den Diktator zuvor auf Twitter als «Freund» beschrieben hatte, lobte ihre persönlichen Beziehungen: «Unser Verhältnis ist sehr besonders.» Schon vor der Begegnung hatte er geschrieben: «Kim Jong Un und ich werden sehr hart daran arbeiten, etwas bei der Denuklearisierung zustandezubringen und dann Nordkorea zu einem wirtschaftlichen Powerhaus zu machen.» China, Russland, Japan und Südkorea könnten dabei «sehr hilfreich» sein.

Trump hatte zuvor schon die Hoffnung geäussert, dass «grossartige Dinge» bei dem «sehr wichtigen Gipfel» geschehen werden. Er stellte dem unter Hunger leidenden Land wirtschaftliche Entwicklung und Wohlstand in Aussicht, sollte es abrüsten. «Das Potenzial ist FANTASTISCH, eine grossartige Gelegenheit für meinen Freund Kim Jong Un, wie kaum eine andere in der Geschichte.»

Weisses Haus: Trump und Kim wollen gemeinsame Erklärung unterzeichnen
Aus dem Ablaufplan des Weissen Hauses für den zweiten Gipfeltag geht hervor, dass Trump und Kim Jong Un am Donnerstag eine gemeinsame Erklärung verabschieden wollten. Spekuliert wird, dass mit einer solchen Erklärung der Korea-Krieg offiziell für beendet erklärt wird. Völkerrechtlich gilt der Kriegszustand trotz des Waffenstillstands von 1953 immer noch.

Trumps Ziel ist die «Denuklearisierung» Nordkoreas, also die atomare Abrüstung des Landes. Kim will Gegenleistungen der USA, etwa die Lockerung von Sanktionen. Nach mehr als zweistündigen Gesprächen sprach Trump von einem «grossartigen Treffen und Abendessen in Vietnam». Auf Twitter schrieb er: «Sehr guter Dialog.» Die Gespräche würden am Donnerstag fortgesetzt.

Die Zeremonie zur Unterzeichnung ist für 14.05 Uhr (Ortszeit/8.05 MEZ) vorgesehen. Trump will um 15.50 Uhr eine Pressekonferenz abhalten. Von Kim wird das nicht erwartet. Gegen 18.00 Uhr ist seine Heimreise in die USA geplant. Der nordkoreanische Machthaber bleibt noch bis zum Wochenende in Vietnam.

Cohen erhebt schwere Vorwürfe
Während des Gipfels geriet Trump in der Heimat in Washington in die Defensive, da sein früherer Anwalt schwere Vorwürfe erhob. In einer Anhörung vor dem US-Kongress bezeichnete Michael Cohen den Präsidenten als Betrüger, Hochstapler und Rassisten. Cohen nannte es «ironisch», dass Trump während seiner Aussage ausgerechnet in Vietnam sei, und vermittelte den Eindruck, dass Trump sich während des Vietnam-Krieges vor dem Militärdienst gedrückt haben könnte. (awp/mc/pg)

 

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