Zürich – Die UBS nimmt im Streit mit den USA wegen dem Verkauf fauler Hypothekengeschäfte vor der US-Immobilienkrise einen Prozess in Kauf. Noch am Donnerstag dürfte das US-Justizministerium eine Zivilklage einreichen. Aussergerichtlich konnten sich die Parteien bislang nicht einigen.
Die UBS sei darüber informiert worden, dass das US-Justizministerium (DoJ) bereits am (heutigen) Donnerstag eine Zivilklage im Zusammenhang mit der Ausgabe und dem Verkauf von mit Wohnimmobilien besicherten Wertpapieren einreichen will, den sogenannten Residential Mortgage-Backed Securities (RMBS), teilte die UBS in der Nacht mit.
Die Grossbank geht davon aus, dass das Justizministerium nicht näher bezifferte Geldstrafen in Bezug auf Transaktionen aus den Jahren 2006 und 2007 fordert. Die Behauptungen des DoJ basierten nicht auf Fakten oder dem Gesetz, sagt allerdings die UBS. Und: «Im Interesse der Aktionäre» werde eine solche Klage «kraftvoll» angefochten. Man habe sich bereits seit geraumer Zeit darauf vorbereitet und werde sich vor Gericht verteidigen.
UBS will kämpfen
Die UBS will sich vor allem gegen den Vorwurf einer betrügerischen Absicht wehren. Sie argumentiert zum einen damit, dass das Institut kein bedeutender Herausgeber von US-Hypotheken gewesen sei. Analysten sagen, dass die UBS in der betroffenen Zeit lediglich RMBS-Papiere in der Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar selbst ausbegeben habe – in einem Markt von 5’000 Milliarden.
Ausserdem habe sie selbst massive Verluste auf die hypothekenbezogenen Anlagen in den USA erlitten, als der Immobilienmarkt zusammenbrach. Offizielle Zahlen sind nicht bekannt, die Verluste werden aber auf 45 Milliarden US-Dollar geschätzt – bei einer investierten Position von 100 Milliarden Franken. Allein diese Tatsache widerspreche der Schlussfolgerung eines vorsätzlichen Betrugs auf Seiten der UBS, heisst es.
Die UBS ist die letzte globale Bank, welche diese Altlast noch nicht aus der Welt schaffen konnte. Grossbanken weltweit wurde vorgeworfen, Kunden in den USA beim Verkauf von Ramschhypotheken in die Irre geführt zu haben. Diese waren vor zehn Jahren der Auslöser der Finanzkrise. Andere – wie Credit Suisse, Citibank oder Deutsche Bank – einigten sich mit Milliardenzahlungen.
Es geht ums Geld
Die Credit Suisse etwa musste im selben Fall tief in die Tasche greifen: Sie vereinbarte bereits Ende 2016 mit dem US-Justizministerium, insgesamt 5,28 Milliarden US-Dollar zu zahlen – eine Busse in Höhe von 2,48 Milliarden US-Dollar zu zahlen sowie 2,8 Milliarden Entschädigungen an Kreditnehmer.
Anders die britische Barclays: Sie wehrte sich gegen das DoJ und liess es – wie die UBS jetzt auch – bis zu einer Zivilklage kommen. Der Fall wurde aber in diesem Jahr letztendlich doch mit einem Vergleich für 2 Milliarden US-Dollar bereinigt. Medienberichten zufolge, stand zuvor die Forderung über eine mehr als doppelt so hohen Summe im Raum.
Sollte die UBS den Prozess bis zum Ende durchziehen, würde der Sachverhalt erstmals abschliessend vor einem Gericht geklärt. Da es sich um eine Zivilklage handelt und nicht um ein Strafverfahren, hätte die Grossbank keine Einschränkungen für das Geschäft in den USA zu befürchten. Es geht lediglich ums Geld.
UBS mit Milliarden-Rückstellungen
Erst Ende Oktober betonte Konzernchef Sergio Ermotti mit Blick auf den offenen Rechtsfall, die UBS habe keinen Zeitdruck. Aus Sicht der Bank nicht faire und unangemessene Forderungen werde man nicht akzeptieren. Doch in anderen kleineren Fällen, bei denen es auch um RMBS-Papiere ging, einigte sich die Bank in der Vergangenheit mit Vergleichen.
In ihren Büchern hat die UBS für Rechtsstreitigkeiten immer noch milliardenhohe Rückstellungen. Die Rückstellungen «für Rechtsfälle sowie regulatorische und ähnliche Angelegenheiten» lagen Ende September bei 2,31 Milliarden. Aber Marktexperten waren immer mal wieder der Auffassung, dass die Rückstellungen für den RMBS-Fall zu tief seien.
Auch ein weiterer offener Rechtsstreit könnte die Bank teuer zu stehen kommen. In Frankreich steht die UBS derzeit voraussichtlich noch bis zum 15. November vor Gericht, sie muss sich dort gegen Vorwürfe der Geldwäscherei und unerlaubtem Anwerben von Kunden verteidigen. Der französische Staat fordert eine Entschädigung von 1,6 Milliarden Euro. Im Juli 2014 musste die UBS bereits eine Kaution von 1,1 Milliarden Euro hinterlegen.
An der Börse legen die UBS-Titel gegen 12.30 Uhr 0,8 Prozent auf 14,44 Franken zu – in einem am SMI gemessenen leicht freundlichen Gesamtmarkt. Credit Suisse stehen 1,0 Prozent im Plus. (awp/mc/ps)