Zürich – Der immer lauter werdende Ruf nach nachhaltigem Verhalten scheint bei Schweizer Unternehmen Gehör zu finden. Denn eine grosse Mehrheit hat bereits ökologische Massnahmen ergriffen und plant weitere Schritte, wie eine am Montag von der UBS veröffentlichte Studie zeigt.
Seit Wochen versuchen Schüler weltweit mit Streiks ihren Umweltanliegen Nachdruck zu verleihen. Zumindest bei Schweizer Unternehmen scheinen sie dabei offene Türen einzurennen. Denn rund 77 Prozent der von der UBS befragten 2’503 Unternehmen erachten ökologisch nachhaltiges Wirtschaften als wichtig oder sehr wichtig.
Die bedeutendsten Umweltbelastungen sehen die Unternehmen dabei beim Strom- und Energieverbrauch. Aber auch Umweltbelastungen in anderen Bereichen, wie Plastikabfall, Luft- und Bodenverschmutzung werden häufig genannt.
Der hohe Stellenwert, den Schweizer Firmen dem nachhaltigen Wirtschaften einräumen, scheint aber nicht das Resultat des aktuellen Medienrummels um dieses Thema zu sein, sagte UBS-Chefökonom Daniel Kalt. Zum einen wurde die Umfrage noch vor den jüngsten kantonalen Parlamentswahlen durchgeführt, die den grünen Parteien deutliche Sitzgewinne bescherten, zum andern lässt sich dies gemäss Kalt an den bereits von den Unternehmen getätigten und geplanten Massnahmen ableiten.
Denn mehr als die Hälfte der befragten Firmen haben den genannten Umweltbelastungen schon durch eine Reduktion des Strom- und Ressourcenverbrauchs sowie des Abfalls entgegengewirkt. Zudem haben sie bereits weitere Schritte in den nächsten zwei bis fünf Jahren eingeplant. «Das sind Indikationen dafür, dass das Thema Nachhaltigkeit bei den Unternehmen langfristig angegangen wird», so Kalt weiter.
Vor allem Kosteneinsparungen
Die befragten Gesellschaften gaben zudem an, durch ein langfristig nachhaltiges Handeln zwar nur selten Investoren gewinnen oder den Umsatz steigern zu können. Dafür profitieren sie von Kosteneinsparungen und einer Reputationssteigerung.
Als treibende Kraft für ein ökologischeres Wirtschaften nennen die meisten Unternehmen ihre Mitarbeitenden (46%) und ihre Kunden (43%). «In einem umkämpften Markt um Talente und Kunden dürften sich Unternehmen davon Wettbewerbsvorteile erhoffen», ergänzte Kalt.
Freiwilligkeit bevorzugt
Wenn es darum geht, Umweltziele zu erreichen, präferieren Unternehmen Instrumente wie Bildung, Aufklärung und Kommunikation, wie sie in der Schweiz beispielsweise erfolgreich im Bereich des Recyclings etwa von Aluminium erreicht wurde. Auch freiwillige Kooperationen und Umweltzielvereinbarungen zwischen Unternehmen werden häufig als bevorzugtes Instrument genannt.
Dem Gesetzgeber als Treiber für ökologisch nachhaltiges Wirtschaften stehen die Unternehmen eher skeptisch gegenüber. Staatliche Eingriffe werden gemäss Kalt am ehesten befürwortet, wenn sie in Gestalt von marktkonformen Instrumenten, wie beispielsweise einer Lenkungsabgabe, implementiert werden.
Auch die UBS könne sowohl betriebswirtschaftlich als auch produkteseitig einiges zur nachhaltigeren Entwicklung beitragen, ergänzte Axel Lehmann, President UBS Switzerland. So finanziere die Bank beispielsweise keine Kohlekraftwerke mehr und wolle als Teil ihrer Kernstrategie die Palette von nachhaltigen Anlageprodukten laufend ausbauen. Auf betriebswirtschaftlicher Seite habe die UBS beispielsweise über die letzten 14 Jahre den CO2-Ausstoss um 63 Prozent gesenkt. (awp/mc/ps)