UN-Wetterorganisation: Hitzewelle «Vorgeschmack auf die Zukunft»

(WMO)

Genf – Hitzewellen werden laut den Vereinten Nationen künftig häufiger so ungewöhnlich früh und intensiv auftreten wie in dieser Woche in Europa. «Was wir heute erleben ist leider ein Vorgeschmack auf die Zukunft», sagte Clare Nullis, die Sprecherin der Weltwetterorganisation (WMO), am Freitag in Genf und verwies auf den Klimawandel.

Die extrem hohen Temperaturen, die sich von Nordafrika über Südeuropa ausgebreitet haben und an diesem Wochenende in der Schweiz und Deutschland erwartet werden, sind laut der WMO eher typisch für den Juli oder August. Die Hitze wird durch ein atlantisches Tiefdruckgebiet zwischen den Azoren und Madeira angeheizt, das das Aufsteigen der warmen Luft in Westeuropa begünstigt.

Temperaturen mehr als 10 Grad über dem Mittelwert
In manchen Teilen Spaniens und Frankreichs sind die Thermometer dieser Tage mehr als zehn Grad über den Mittelwert für diese Jahreszeit geklettert, wie Nullis berichtete. Spanien, Portugal, Ungarn und Serbien seien von Trockenheit betroffen. In Spanien stiegen die Temperaturen im Landesinneren in dieser Woche an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen auf über 40 Grad und erreichten am 15. und 16. Juni in der Provinz Toledo in Zentralspanien bis zu 43 Grad.

Ausserhalb Europas seien in den Vereinigten Staaten Mitte dieser Woche für fast ein Drittel der Bevölkerung Hitzewarnungen ausgesprochen worden. Die anhaltenden Episoden folgen auf eine lang anhaltende Hitzewelle in Indien und Pakistan im März und April.

«Als Folge des Klimawandels beginnen Hitzewellen früher, und sie werden häufiger und heftiger», sagte Nullis. Schuld daran seien die rekordhohen Konzentrationen von Gasen in der Atmosphäre, die den Treibhauseffekt verursachten.

Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen geht davon aus, dass bei einer globalen Erwärmung von 1,5 °C die Hitzewellen zunehmen, die warmen Jahreszeiten länger und die kalten Jahreszeiten kürzer werden. Bei 2°C globaler Erwärmung würden Hitzeextreme häufiger kritische Toleranzschwellen für Landwirtschaft und Gesundheit erreichen, so der Bericht.

Hitze kann gefährlich werden
Extreme Hitze ist tödlich, vor allem für schwache Menschen. Hohe Mindesttemperaturen über Nacht – wenn der Körper sich erholen muss – können besonders belastend sein. Stadtbewohner sind aufgrund des so genannten städtischen Wärmeinseleffekts, der die Auswirkungen der Hitze im Vergleich zum Land, wo es mehr Vegetation gibt, noch verstärkt, besonders anfällig. Eine Studie von MeteoSchweiz schätzt, dass der Temperaturunterschied zwischen einer Stadt und einem ländlichen Gebiet bis zu 6 Grad Celsius betragen kann, wobei der Unterschied nachts besonders ausgeprägt ist. Einer der Gründe dafür ist, dass die in Gebäuden und Infrastrukturen verwendeten Materialien mehr Wärme absorbieren.

Anhaltende Trockenheit
Neben den hohen Temperaturen wirkt sich diese Hitzespitze vor allem auf die anhaltende Trockenheit aus, da für die nächsten Tage keine nennenswerten Niederschläge vorhergesagt werden. Grosse Gebiete vom südöstlichen Mitteleuropa bis zum nordwestlichen Schwarzen Meer leiden ebenfalls unter der Trockenheit.

In den USA Auf der anderen Seite des Atlantiks stehen weite Teile des Westens der USA vor dem zweiten oder dritten Dürrejahr in Folge (je nach Region), und es wird befürchtet, dass der Wasserstress zu Beginn der Sommersaison zunehmen wird. Die beiden grössten Stauseen der USA, Lake Mead und Lake Powell in Arizona, haben derzeit den niedrigsten Pegelstand seit ihrer Auffüllung: Beide sind laut dem U.S. Drought Monitor nur zu knapp 30 % ausgelastet. (mc/pg)

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