Ursachen von Hirnödemen werden sichtbar
Düsseldorf / Bonn / Berlin – Ein neues Messverfahren, mit dem sich zelluläre Ursachen von Hirnödemen, das sind Anschwellungen des Gehirngewebes, besser entschlüsseln lassen: Das haben Forscher der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) zusammen mit Bonner Kollegen und unter Beteiligung des Berliner Optoelektronikers Picoquant entwickelt. Details wurden im Journal «Society for Neuroscience» publiziert.
Extrem hohe Auflösung
Eine OP zur Entfernung des Schädeldachs, die sogenannte Kraniektomiem, ist oft nötig, um dem Gehirn genügend Raum zu verschaffen. Diese OP ist aber nicht ohne Risiken – und sie unterdrückt auch die gefährliche Schwellung nicht. Das neue bildgebende Verfahren «rapidFLIM» stellt in Echtzeit die Veränderungen dar, die zur Schwellung von Nervenzellen führen. Zelluläre Prozesse werden so in bisher unerreichter zeitlicher Auflösung sichtbar.
Im Labor wurden die Bedingungen eines ischämischen Schlaganfalls mit Folgen für die Nervenzellen nachgestellt. «Mithilfe des rapidFLIM konnten wir zeigen, dass eine zusammenbrechende zelluläre Energieversorgung – eine der wesentlichen Begleiterscheinungen eines Schlaganfalls – dazu führt, dass Nervenzellen schnell mit Natriumionen beladen werden. Dies wiederum verursacht die nachfolgende Zellschwellung maßgeblich», so Erstautor Jan Meyer.
Natriumbeladung im Blick
Die Fachleute haben in ihrer Studie zudem einen bislang unbekannten Mechanismus für die fatale Natriumbeladung entdeckt, bei dem der Ionenkanal TRPV4 in den Nervenzellen eine wesentliche Rolle spielt. Dieser trägt dazu bei, wie viel des Elements Natrium in die Zelle gelangt. «Der TRPV4-Kanal ist ein vielversprechender Ansatzpunkt, um zelluläre Schäden und die Infarktgröße nach einem ischämischen Schlaganfall zu begrenzen», sagt HHU-Forscherin Christine Rose. (pte/mc/ps)