Washington – Die US-Ermittlungsbehörden haben laut einem Zeitungsbericht versucht, den Kreml-nahen russischen Milliardär Oleg Deripaska als Informanten zu rekrutieren. Von dem Oligarchen hätten sich die Bundespolizei FBI und das Justizministerium Informationen über eine mögliche Zusammenarbeit russischer Stellen mit dem Wahlkampfteam von Donald Trump im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 erhofft, berichtete die «New York Times» am Sonntag.
Deripaska habe aber jegliches Zusammenspiel zwischen Trumps Team und Moskau dementiert und die russischen Behörden über den Anwerbeversuch der USA informiert, schrieb die Zeitung. Die US-Ermittler hätten Deripaska angeboten, ihm im Gegenzug für Informationen bei der Klärung seiner juristischen Probleme in den USA zu helfen. Die Zeitung stützt sich auf Quellen im Umfeld des Milliardärs.
Enge Kontakte zu Manafort
Deripaska sei für die US-Ermittler besonders interessant gewesen, weil er enge Kontakte zu Trumps zeitweiligem Wahlkampfmanager Paul Manafort hatte. FBI-Agenten hätten Deripaska 2016 in New York direkt darauf angesprochen, ob Manafort als Kontaktmann zwischen dem Kreml und Trumps Team agiere, was Deripaska aber verneint habe.
Dem Zeitungsbericht zufolge nahmen US-Stellen Kontakte zu rund einem halben Dutzend weiterer russischer Oligarchen auf, um an Informationen zu kommen. Die Kontaktaufnahmen hätten aber nicht zum Erfolg geführt.
Deripaska gehört zu einer Reihe von Oligarchen, die im Zuge der Privatisierung von Staatsunternehmen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu Reichtum gekommen sind. Sein Name wird auch im Zusammenhang mit Korruptionsaffären in Russland genannt.
Die US-Geheimdienste gehen davon aus, dass Russland den Wahlkampf 2016 zugunsten Trumps zu beeinflussen ersuchte. Inzwischen geht Sonderermittler Robert Mueller – zum grossen Ärger Trumps – der Frage nach, ob es illegale Absprachen von Trumps Team mit Russland gegeben habe. (awp/mc/ps)