US-Präsident Trump und First Lady positiv auf Coronavirus getestet

In Quarantäne: US-Präsident Donald Trump mit Ehefrau Melania.

Washington – Vier Wochen vor der US-Präsidentenwahl haben sich Amtsinhaber Donald Trump und First Lady Melania mit dem Coronavirus angesteckt. Der Oberbefehlshaber der grössten Volkswirtschaft der Erde führt seine Amtsgeschäfte nun in Quarantäne im Weissen Haus. Der 74-jährige Republikaner muss bis auf weiteres alle Wahlkampfauftritte absagen.

Nach Angaben von Trumps Leibarzt Sean Conley geht es Trump gut. Ob dieser auch Symptome hat, war zunächst nicht bekannt. Sollte Trump seine Amtsgeschäfte nicht ausüben können, müsste Vizepräsident Mike Pence einspringen.

Der Präsident hatte sich erst am Dienstag seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden in einem ersten Fernsehduell gestellt und diesen für das Tragen von Mund-Nasen-Masken verspottet. Unklar war zunächst, wie eine mögliche Erkrankung Trumps das Wahlverfahren beeinflussen könnte.

Trump ist nicht erste Spitzenpolitiker, der sich weltweit infiziert hat. Unter anderen hatte sich der kanadische Premier Justin Trudeau und Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro angesteckt. Der britische Premier Boris Johnson bildete Symptome aus und musste zeitweise auf der Intensivstation behandelt werden.

«Wir werden unsere Quarantäne und Erholung sofort beginnen. Wir werden das GEMEINSAM durchstehen», schrieb Trump kurz nach Mitternacht am Freitag (Ortszeit) auf Twitter.

Leibarzt Conley erklärte: «Seien Sie versichert, dass ich erwarte, dass der Präsident während der Genesung weiterhin ohne Unterbrechung seinen Pflichten nachkommen wird.»

Stabschef Meadows: Trump weist nach Infektion «milde Symptome» auf
Nach seiner Infektion mit dem Coronavirus weist US-Präsident Donald Trump nach Angaben des Weissen Hauses leichte Erkrankungssymptome auf. «Er hat milde Symptome», sagte Trumps Stabschef Mark Meadows am Freitag im Weissen Haus. «Ich bin optimistisch, dass er sich sehr schnell und zügig erholen wird.» Trump sei nicht nur «in guter Stimmung», sondern auch sehr energiegeladen. «Seine erste Frage an mich heute Morgen lautete: Wie geht es unserer Wirtschaft?»

Virus verharmlost
Trump wird in der Corona-Pandemie immer wieder vorgeworfen, die Gefahr durch das Virus nicht ernstzunehmen. Er trägt in der Öffentlichkeit meistens keine Maske und hat sich mehrfach abfällig über das Masken-Tragen geäussert.

In den USA gibt es bisher 7,2 Milionen Corona-Fälle, mehr als 207 000 Menschen sind an den Folgen gestorben.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) steigt bei Coronavirus-Infektionen das Risiko einer schweren Erkrankung ab 50 bis 60 Jahren stetig mit dem Alter an. Als weitere Risikofaktoren gelten Vorerkrankungen wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes.

Zu Trumps generellem Zustand wird einmal im Jahr ein Gesundheitscheck veröffentlicht. Trump-Arzt Conley schrieb im jüngsten Bericht Anfang Juni, der Präsident sei weiterhin gesund.

«Euer Präsident wird weiterhin das Volk an die erste Stelle stellen», schrieb die Sprecherin des Weissen Hauses, Kayleigh McEnany, auf Twitter und beschwor den Zusammenhalt der Nation: «Amerika steht vereint».

Trumps Vize Pence wünschte ihm eine rasche Genesung. «Gott segne Sie, Präsident Trump & unsere wundervolle First Lady Melania», twitterte er auch im Namen seiner Ehefrau Karen.

Genesungswüsche aus aller Welt
Aus aller Welt kamen Genesungswüsche, unter anderen von Russlands Präsident Wladimir Putin, von den Premierministern Israels und Grossbritanniens, Benjamin Netanjahu und Boris Johnson, sowie von EU-Ratspräsident Charles Michel.

Die USA befinden sich auf der Zielgeraden zur Wahl am 3. November, bei der sich Trump um eine zweite Amtszeit bewirbt. Die Corona-Pandemie, die in den USA keineswegs unter Kontrolle ist, hatte den Wahlkampf ohnehin auf den Kopf gestellt. In Umfragen liegt der Demokrat Biden beständig vorn.

In den kommenden Tagen hatte der 74-Jährige zahlreiche Auftritte geplant, teilweise grosse Events. In den vergangenen Wochen hatten an solchen Veranstaltungen ungeachtet der Pandemie Tausende Anhänger teilgenommen.

Zuvor Trumps Beraterin Hope Hicks positiv getestet
Am Donnerstagabend war zunächst bekannt geworden, dass Trumps enge Beraterin Hope Hicks positiv auf das Virus getestet wurde. Trump selbst bestätigte die Infektion seiner Mitarbeiterin in einem Interview beim Sender Fox News. Hicks war in den vergangenen Tagen an der Seite des Präsidenten gereist: Am Dienstag zur TV-Debatte zwischen Trump und Biden nach Cleveland, am Mittwoch zu einem Wahlkampfauftritt im US-Bundesstaat Minnesota.

Auf Fotos von Mittwoch war Hicks auf dem Militärflugplatz Joint Base Andrews ausserhalb des Präsidenten-Helikopters Marine One in unmittelbarer Nähe von Trumps Berater und Schwiegersohn Jared Kushner zu sehen. Beide trugen keinen Mund-Nasen-Schutz.

«Wie viel zu viele andere Amerikaner in diesem Jahr sind der Präsident der Vereinigten Staaten und ich in häuslicher Quarantäne, nachdem wir positiv auf Covid-19 getestet wurden. Es geht uns gut, und ich habe alle bevorstehenden Verpflichtungen abgesagt», schrieb Melania Trump Freitagfrüh auf Twitter.

Ein Sprecher des Weissen Hauses, Judd Deere, hatte am Donnerstagabend auf Anfrage mitgeteilt: «Der Präsident nimmt die Gesundheit und Sicherheit von sich selbst und allen, die für ihn und das amerikanische Volk arbeiten, sehr ernst.» Sowohl auf Reisen als auch im Weissen Haus würden die aktuellen Richtlinien der Gesundheitsbehörde CDC und bewährte Massnahmen zur Minderung des Risikos einer Ansteckung befolgt, ging aus dem Statement hervor.

Maske tragen «persönliche Entscheidung»
Dass er in der Öffentlichkeit meist keine Maske trägt, begründeten Trump und das Weisse Haus stets damit, er und sein Umfeld würden regelmässig auf das Coronavirus getestet. Trumps Sprecherin McEnany hatte das Tragen von Masken im Juni als «persönliche Entscheidung» bezeichnet und darauf verwiesen, dass sie regelmässig getestet werde.

Anfang Mai war bekannt geworden, dass sich die Pressesprecherin von US-Vizepräsident Mike Pence, Katie Miller, angesteckt hatte. Ende Juli wurde der Nationale Sicherheitsberater im Weissen Haus, Robert O’Brien, positiv getestet. (awp/mc/ps)

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