Verlängert der Klimawandel die Pilzsaison?
Bern – Zum ersten Mal haben Forscher das Wachstumsverhalten von Pilzen über einen Zeitraum von rund 40 Jahren analysiert. Daraus zeigt sich, dass die Pilzsaison in einigen europäischen Ländern länger geworden ist.
Einer internationalen Forschergruppe unter der Leitung der Universität Oslo, an der auch drei Wissenschaftler der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und der Universität Wien beteiligt waren, gelang es erstmals, das Wachstumsverhalten von Pilzen seit den 1970er Jahren zu beschreiben. Sie taten dies anhand phänologischer Auswertungen von 750‘000 Pilzdaten aus der Schweiz, Grossbritannien, Norwegen und Österreich. Die Daten zeigen, dass sich die Pilzsaison in allen vier Ländern nicht nur kontinuierlich verlängert, sondern auch chronologisch nach hinten verschoben hat. Diesen Trend konnte das Team mit wärmeren Temperaturen und generell längeren Vegetationsphasen erklären.
Pilze nehmen wichtige Funktionen wahr
Pilze interessieren nicht nur wegen ihres kulinarischen Wertes, sie übernehmen als Streuabbauer (sogenannte Saprophyten) und Symbionten von Waldbäumen (Mykorrhizapilze) in unseren Wäldern wichtige Funktionen. Die Pilzforscher legen dar, dass sich langfristige Änderungen im Pilzwachstum und deren Phänologie nachhaltig auf ganze Waldökosysteme und damit auf den globalen Kohlenstoffhaushalt auswirken können.
Schnee und Frostereignisse treten später ein
Dass man Pilze heute in allen Regionen bis später im Jahr sammeln kann, erklären die Forscher mit dem allgemein feststellbaren Trend eines späteren Eintreffens von Schnee und Frostereignissen. In Grossbritannien dauert die Pilzsaison nicht nur länger, sie beginnt auch früher, was mit dem ozeanischen Klima und milderen Wintern erklärt werden kann. Auch wenn sich einzelne Pilzarten unterschiedlich verhalten, die Trends sind innerhalb von Pilzgattungen über alle Regionen sehr ähnlich, das gilt sowohl für die Mykorrhizapilze wie für die Saprophyten.
Studie bestätigt Daten des WSL-Pilzreservats
Die aktuelle Studie stimmt in ihren Kernaussagen mit den Auswertungen einer 32-jährigen Beobachtungsreihe aus dem Pilzreservat La Chanéaz in der Westschweiz überein. Weiterhin ergänzen die neuen, europaweiten Ergebnisse jüngste Beobachtungen von vermehrtem Trüffelwachstum in Süddeutschland durch Forscher der Universität Freiburg und der WSL. (WSL/mc/pg)