sgv-Direktor Hans-Ulrich Bigler.
Bern – Als Teil der globalen Wertschöpfungskette haben Schweizer KMU grösstes Interesse an einer aktiven Rohstoffpolitik unseres Landes. Mit seinen Eckpunkten für eine interdisziplinäre Rohstoffpolitik fordert der Schweizerische Gewerbeverband sgv deshalb, dass die Politik die Versorgungssicherheit der Schweiz mit Rohstoffen aktiv unterstützt, indem sie unter anderem die Schweizer Entwicklungshilfe an einen privilegierten Zugang zu Rohstoffvorkommen koppelt.
Als Binnenland und Sitz global tätiger Unternehmen und Branchen ist die Schweiz auf eine sichere internationale Versorgungsstruktur angewiesen. Schweizer KMU, oft hoch spezialisierte Nischenakteure, nehmen einen ganz besonderen Platz in der globalen Wertschöpfungskette ein; ist diese irgendwo unterbrochen, wirkt sich dies unmittelbar auf die Schweizer KMU-Wirtschaft aus. Erdöl, Erdgas sowie praktisch alle Ausgangsstoffe der pharmazeutischen und agrochemischen Produktion etwa müssen zu 100 Prozent, gefertigte Heilmittel zu 70 Prozent und Nahrungsmittel zu 40 Prozent im Ausland erworben werden. So werden täglich über 100‘000 Tonnen Rohstoffe, Energieträger, Lebens- und Futtermittel sowie industrielle Halb- und Fertigprodukte in die Schweiz importiert.
Nach Ansicht des sgv braucht die Schweiz daher eine interdisziplinär ausgerichtete Rohstoffstrategie, welche frühzeitig die Bedürfnisse der Schweizer Unternehmen ebenso wie die grösseren geostrategischen Veränderungen erkennt und sachgemäss darauf reagiert. Ziel einer solchen Rohstoffpolitik ist nicht bloss die sichere und stetige Versorgung der Schweiz mit Rohstoffen zu Marktpreisen. Eine aktive Rohstoffpolitik muss darüber hinaus Rahmenbedingungen für die Versorgungssicherheit der Schweiz mit Rohstoffen schaffen. Dabei geht es einerseits um den Schutz und die Nutzung des eigenen Rohstoffpotentials, andererseits um die Sicherung des Zugriffs auf das Potential von Drittstaaten.
Ferner gehört eine Erhöhung der Rohstoff- und Materialeffizienz zu den relevanten Zielen. Dem Aspekt der nicht-Erneuerbarkeit mineralischer Rohstoffe ist durch Recycling und Substitution umfassend Rechnung zu tragen. Die Rohstoffpolitik weist somit verschiedene Schnittstellen mit anderen Politikbereichen auf, so etwa mit der Wirtschaftspolitik, der Entwicklungspolitik und der Aussenpolitik. (sgv/mc)