«Versteckte Begleiter» neu in Basel zu entdecken
Basel – Die Comites Latentes sind eine Sammlung vom über 200 Handschriften und Fragmenten aus dem 6. bis 20. Jahrhundert. Die heutigen Eigentümer geben diese historischen Schriftstücke nun als Leihgabe ans Historische Museum Basel, aufbewahrt werden sie in der Universitätsbibliothek Basel. So können sie für Lehre und Forschung genutzt und schliesslich dem Publikum zugänglich gemacht werden.
Urkunden, Gebets- und Stundenbücher, literarische, administrative sowie juristische Texte. Ab den 1960er-Jahren erwarb der italienische Industrielle und Autor Sion Segre Amar (1910–2003) Handschriften aus der Antike und dem Mittelalter bei Sotheby’s in London, ohne dabei speziellen thematischen Kriterien zu folgen. Über die Jahre kamen insgesamt 212 Handschriften und Handschriftenfragmente zusammen, aus dem Zeitraum vom 6. bis 20. Jahrhundert, die Mehrheit stammt aus dem Spätmittelalter.
Die Sammlung beinhaltet religiöse Handschriften, profane antike Literatur (Cicero, Vergil, Sallust, Sueton, Xenophon u.a.) und Fragmente mit Buchmalerei sowie zwei Tontäfelchen aus Mesopotamien. Viele Handschriften stammen aus Italien oder Frankreich und sind auf Lateinisch verfasst, es befinden sich darunter aber auch hebräische, griechische, italienische und französische Texte. Viele der Handschriften und Fragmente weisen reichen Buchschmuck auf.
Segre Amar selber nannte seine Sammlung Comites Latentes – versteckte Begleiter – weil er gewisse Exemplare immer mit sich trug, auch auf seinen Reisen. Er übernahm damit die Bezeichnung des italienischen Humanisten Petrarca, der 1448 seine Bücher so bezeichnete. Bis heute ist Segre Amars Sammlung unter diesem Namen bekannt.
Fundus für Forschende
Ab 1977 wurden die Comites Latentes in der Bibliothèque de Genève aufbewahrt, wo Forscherinnen und Forscher sie untersuchten und publizierten. Nach Sion Segre Amars Tod 2003 erbten seine Kinder Margherita und Emanuel die Sammlung.
Während der kommenden 15 Jahre (mit Option auf Verlängerung) gehören die Handschriften als Leihgabe zum Bestand des Historischen Museums Basel. Aufbewahrt werden sie jedoch in der Universitätsbibliothek. Diese hat mit dem Handschriften-Lesesaal die idealen Räumlichkeiten, in denen die Forscherinnen und Forscher die Handschriften einsehen zu können.
«Wir freuen uns, diese wertvolle Sammlung als Depositum zu übernehmen. Sie ergänzt unsere eigene Sammlung, die grösste Sammlung mittelalterlicher Handschriften in der Schweiz, in willkommener und idealer Weise», sagt Ueli Dill, Leiter der historischen Sammlung der Universitätsbibliothek. Für die Universität Basel sind die Comites Latentes ein opulenter Fundus für die Lehre und Forschung der Kunstgeschichte, aber auch für andere Fächer.
Aufbereiten für die Öffentlichkeit
Die Eigentümer der Sammlung, das Historische Museum und die Universitätsbibliothek planen, diese Sammlung von grossem historischem Wert einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und so die bisher in Genf geleistete Arbeit fortzuführen.
Im Rahmen von Forschungsprojekten sollen die Handschriften untersucht, beschrieben und die Resultate der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, zum Beispiel im Rahmen von Ausstellungen. Die bereits begonnene Publikation in digitaler Form auf der Plattform e-codices wird fortgeführt.
Diese Meldung beruht auf einer Medienmitteilung des Historischen Museums Basel. (Universität Basel/mc/ps)