Viel Geld für alte Freunde in Arabien

Viel Geld für alte Freunde in Arabien

Diese Demonstranten in Kairo fordern mehr Arbeitsplätze.

Marseille – Beim Treffen der Finanzminister der sieben führenden Industriestaaten plus Russland am vergangenen Samstag wurde ein Hilfspaket in von Höhe von 38 Mrd. Dollar geschnürt, das Tunesien, Marokko, Ägypten und Jordanien zugute kommt. An den Kreditzusagen beteiligen sich auch der IWF, die Weltbank sowie, wenn auch in untergeordneter Rolle die Afrikanische Entwicklungsbank und einige Golfstaaten.

Gemeinsam haben die begünstigten Länder Tunesien, Marokko, Ägypten und Jordanien eine Jahrzehnte lange pro-westliche Haltung, an der der Arabische Frühling bislang nichts geändert hat. In Ägypten und Tunesien wurden die Regierungen Anfang Jahr durch Streiks und Demonstrationen gestürtzt. Die Monarchien in Jordanien und Marokko waren wegen Protesten zwar angezählt, sie konnten sich jedoch dank politischer Reformen halten. Auch wenn die Spannungen zwischen Kairo und Tel Aviv wachsen (Israels Botschafter in Ägypten verliess letzte Woche das Land unter dem Eindruck anti-israelischer Demonstrationen), so gilt der lauwarme Frieden von Camp David anno 1979 weiterhin.

Syrien, Libanon und das wirtschaftlich ärmste arabische Land Jemen werden in der Abschlusserklärung von Marseille nicht erwähnt. Dabei hätten diese Länder ebenso Hilfen nötig. Damaskus und Beirut werden offenbar wegen ihrer anti-israelischen und pro-iranischen Haltung ignoriert. Und die Jemeniten? Nimmt man ihnen übel, dass sie den von Washington gestützten Präsidenten Ali Abdullah Saleh ins Exil nach Saudi-Arabien verjagt haben? Die Milliarden von Marseille zeigen, dass die Westmächte in erster Linie Bündnistreue belohnen, und Finanzhilfe nicht dort leisten, wo sie am dringendsten benötigt wird. (gaf)

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