Zürich – Die Kreislaufwirtschaft in der Schweiz hat grosses Potenzial: Das zeigen die Daten der ersten repräsentativen BFH/KOF-Studie bei Schweizer Unternehmen. Der Innovationsstandort Schweiz mit gut ausgebildeten Fachkräften und hohem Qualitätsstandard hat gute Voraussetzungen, die Chancen der Kreislaufwirtschaft künftig besser zu nutzen. Die am Mittwoch veröffentlichte Studie basiert auf einer repräsentativen Befragung, welche die KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich und die Berner Fachhochschule (BFH, Departement Wirtschaft) gemeinsam durchgeführt haben. Der auf diesen Daten aufbauende Statusbericht der Schweizer Kreislaufwirtschaft wurde mit Unterstützung von Circular Economy Switzerland und des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) erstellt.
Erst 10% der Schweizer Unternehmen setzen heute substanziell Aktivitäten im Bereich der Kreislaufwirtschaft um und erwirtschaften damit einen massgebenden Anteil ihres Umsatzes. Viele Unternehmen haben in den letzten drei Jahren im Bereich der Kreislaufwirtschaft keine Aktivitäten umgesetzt, oder haben ausschliesslich Aktivitäten zur Steigerung der Effizienz ergriffen. Effizienzsteigernde Massnahmen sind erste wichtige Schritte. Jedoch braucht es für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft mehr. Gefragt sind Aktivitäten zur Schliessung der Kreisläufe (z.B. Mieten statt kaufen, Wiederaufbereitung von Produkten) und zur Verlängerung der Lebensdauer von Produkten (z.B. Reparierbarkeit, Produkt-Upgrades). Wie die heute veröffentlichte Studie zeigt, werden solche Aktivitäten aktuell noch kaum umgesetzt.
Die Studie beschreibt darüber hinaus die Unternehmen, die in der Kreislaufwirtschaft tätig sind und die Hürden, welche die Unternehmen aktuell an der Umsetzung dieser Aktivitäten hindern. Basierend darauf werden Rückschlüsse darüber abgeleitet, wie die Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft stimuliert werden könnte. Es bestätigt sich, dass die Kreislaufwirtschaft eine Innovationsherausforderung ist. Es mangelt aktuell aber an Möglichkeiten und Wissen, die bestehenden Produkte und Dienstleistungen einer Kreislaufwirtschaft anzupassen. Oftmals können, vor allem kleine Unternehmen, diese Hürden aus eigener Kraft kaum überwinden. Deshalb braucht es attraktive wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, vor allem auch deshalb, weil Unternehmen in Netzwerke von Lieferanten und Abnehmern eingebunden sind und es somit unternehmensübergreifende Initiativen braucht, um im Transformationsprozess voranzukommen.
Die Voraussetzungen um die Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft in der Schweiz künftig beschleunigen zu können, sind aber gut. Die Schweiz hat bei der Transformation, als eines der innovativsten Länder der Welt, komparative Vorteile, um nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu generieren. Zudem gibt es schon heute in vielen Branchen Leuchtturmprojekte, die zeigen, dass eine erfolgreiche Transformation durchaus möglich ist.
International ist das Thema der Kreislaufwirtschaft aktuell: An der COP 26 in Glasgow wurde die Kreis-laufwirtschaft als wichtiger Teil der Lösung zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Erreichung der im Pariser Abkommen festgelegten Ziele diskutiert. Darüber hinaus bietet die Kreislaufwirtschaft Chancen für neue, innovative Geschäftsmodelle, schont Ressourcen und stärkt die regionale Wertschöpfung. Besonders auch für die Schweiz mit ihrem beschränkten Ressourcenvorkommen verspricht die Kreislaufwirtschaft daher grosse Potenziale. Neue Rahmenbedingungen für eine moderne, umweltschonende Kreislaufwirtschaft in der Schweiz soll nun die parlamentarische Initiative «Schweizer Kreislaufwirtschaft stärken» schaffen. Sie ist von der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie angenommen worden und bis zum 16. Februar 2022 in der Vernehmlassung.
Weitere Informationen sowie den vollständigen Bericht finden Sie hier: Zur Webseite (KOF/mc/ps)
Methodik der Studie
Basierend auf einem spezifisch entwickelten Konzept zur Abbildung der Kreislaufwirtschaft auf Unternehmensebene, wurden 2020 die rund 8000 Unternehmen des für die Schweiz repräsentativen KOF Unternehmenspanels schriftlich befragt. Dabei wurde für 27 konkrete Aktivitäten aus dem Bereich der Kreislaufwirtschaft erhoben, inwiefern die Unternehmen im Zeitraum 2017 bis 2019 messbare Veränderungen erzielt haben. Die erhobenen Daten erlauben einen Vergleich zwischen Industrien, Regionen und Unternehmen verschiedener Grössen und zeigen so erstmals für die Schweiz ein repräsentatives und differenziertes Bild der Verbreitung zirkulärer Aktivitäten in den Unternehmen.