Viele Wertstoffe landen im Abfall statt in der Sammelstelle

Viele Wertstoffe landen im Abfall statt in der Sammelstelle
(Foto: PetRecycling Schweiz)

Trotz hohem Rücklauf von Glas, PET und Papier: Das Verbesserungspotenzial beim Recycling ist riesig. (Foto: PetRecycling Schweiz)

Bern – Der Kehricht in der Schweiz besteht zu einem Fünftel aus Stoffen, die verwertbar wären. Das zeigt die Studie «Erhebung der Kehrichtzusammensetzung 2012» des Bundesamtes für Umwelt BAFU.

Die Menge an Hauskehricht beträgt derzeit gut 1,6 Millionen Tonnen pro Jahr. Das sind knapp 8 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Der Kehricht macht knapp einen Drittel der gesamten Siedlungsabfälle aus. Das BAFU ermittelt die Zusammensetzung des Kehrichts seit 1982 im Zehnjahresrhythmus. Für die aktuelle Erhebung wurde der Inhalt von 16,5 Tonnen Kehrichtsäcken von 33 Gemeinden sortiert und in 18 verschiedene Abfallkategorien eingeteilt. Dabei wurden erstmals auch die Nahrungsmittel separat aussortiert.

Bleibende Verwertungspotenziale
Gemäss dieser Erhebung landen viele rezyklierbare Stoffe im Kehricht. Schätzungsweise rund ein Fünftel oder 340’000 Tonnen des Kehrichts wären noch verwertbar gewesen. Zwei Drittel dieser ungenutzten Wertstoffe entfallen auf so genannte biogene Abfälle – also Abfälle, die sich kompostieren oder vergären lassen. Sie machten nicht nur den grössten Anteil am Kehricht aus, sondern sie haben seit 2001 auch deutlich zugenommen. Dies, obschon in vielen Gemeinden Grüngutsammlungen bestehen.

Zehntausende Tonnen Papier und Karton im Abfall
Papier und Karton im Kehricht sind gegenüber der letzten Untersuchung anteilsmässig zurückgegangen: Papier von 16 auf 13.5 Prozent, Karton von 4 auf 3.8 Prozent. In absoluten Zahlen: Im Kehricht fanden sich rund 220’000 Tonnen Papier, rund ein Viertel davon – in erster Linie Zeitungen – wären verwertbar gewesen. Zudem gelangten 63’000 Tonnen Karton in den Abfall, ebenfalls rund ein Viertel davon verwertbar.

8000 Tonnen PET-Getränkeflaschen im Hauskehricht
Auch beim Glas werden trotz eines flächendeckenden Sammelsystems und hohem Rücklauf jährlich mehr als 60’000 Tonnen im Kehricht entsorgt, wovon schätzungsweise 16’000 Tonnen noch verwertbar wären. Ebenso finden sich rund 8’000 Tonnen PET-Getränkeflaschen im Hauskehricht.

Getrennte Sammlung kann ausgebaut werden
Aus diesen Zahlen geht hervor, dass die getrennte Sammlung wertvoller Stoffe ausgebaut werden kann. Ihre Verwertung würde dazu beitragen, Stoffkreisläufe zu schliessen, wodurch die natürlichen Ressourcen geschont würden. Dieses Ziel verfolgt auch der Bundesrat mit der Grünen Wirtschaft. Er hat dafür im März 2013 den Aktionsplan Grüne Wirtschaft verabschiedet, der auch Massnahmen im Bereich Abfall und Rohstoffe vorsieht.

Sackgebühren helfen, Abfallmengen und Wertstoffe im Abfall zu reduzieren
Die Erhebung offenbart ausserdem grosse Unterschiede bei den Kehrichtmengen pro Person und Jahr. So haben ländlich geprägte Gemeinden markant geringere Kehrichtmengen unterhalb des Durchschnitts, touristisch geprägte dafür markant höhere. Den grössten Einfluss auf Menge und Zusammensetzung des anfallenden Abfalls hat aber das Gebührensystem. Gemeinden, die für den Kehricht eine Gewichts- oder eine Sackgebühr erheben, entsorgen pro Einwohner und Jahr durchschnittlich gut 80 Kilogramm weniger Kehricht als Gemeinden ohne verursachergerechtes Gebührensystem.

In Gemeinden mit verursachergerechten Abfallgebühren landen insbesondere weniger Glas, Zeitungen und Karton im Kehricht. Dies deutet darauf hin, dass die Möglichkeit zur Separatsammlung in diesen Gemeinden deutlich besser genutzt wird. Mit Sackgebühren steht den Gemeinden somit ein griffiges Instrument zur Verfügung, mit dem sie auf die Abfallmenge sowie auf die Menge wertvoller Stoffe im Kehricht Einfluss nehmen können.

Rund 20 Prozent der Bevölkerung lebt heute noch in Gemeinden ohne Sackgebühren. Würden auch diese Gemeinden verursachergerechte Abfallgebührensysteme einführen, liessen sich laut Hochrechnungen jedes Jahr 11’000 bis 20’000 Tonnen Papier und Karton und 4000 bis 12’000 Tonnen Glas verwerten, die heute mit dem Hauskehricht entsorgt werden und als Rohstoffe verloren gehen. (BAFU/mc/pg)

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