Vonovia verbucht Milliardenverlust – Immobilien erneut abgewertet
Bochum – Deutschlands grösstem Wohnimmobilienkonzern Vonovia machen wie auch der ganzen Branche die steigenden Zinsen zu schaffen. Deshalb will Vonovia etwa mit dem Verkauf von Immobilien seine Schulden abbauen. Aufgrund des derzeit schwierigen Marktumfelds für Immobilienverkäufe wertete das Unternehmen sein Immobilienportfolio erneut ab. Unter dem Strich fiel deshalb auch im zweiten Quartal ein Milliardenverlust an. Die Aktie gab am Freitag im frühen Handel zunächst mehr als drei Prozent ab, bevor sie sich wieder etwas erholte. Dennoch gehörte das Papier mit einem Minus von noch 1,5 Prozent am Vormittag zu den schwächsten Werten im Leitindex Dax.
Die Entwicklung der Immobilienwerte von Vonovia sei auch im zweiten Quartal rückläufig gewesen, teilte der Dax-Konzern am Morgen in Bochum mit. Allerdings habe sich der Trend gegenüber dem Vorquartal abgeschwächt. Vonovia hatte bereits im ersten Quartal eine ausserplanmässige Neubewertung des Portfolios vorgenommen.
«Vorsichtige Zeichen der Marktstabilisierung»
«Wir sehen vorsichtige Zeichen der Marktstabilisierung in den meisten Preissegmenten, die uns betreffen», sagte Unternehmenschef Rolf Buch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Vonovia habe für fast zwei Milliarden Euro Wohnungen verkauft. Nun plane das Unternehmen ein zweites Joint-Venture. Das erste habe sehr gut geklappt. Der Verkauf von Einzelwohnungen und kleineren Blöcken funktioniere auch, aber brauche immer noch Zeit.
«Seit letztem Jahr haben für uns Refinanzierung und Bestreben, die Finanzierungskosten zu senken, oberste Priorität», sagte Buch. Ein wichtiger Schritt sei der vor wenigen Wochen erfolgte Rückkauf von Anleihen im Gesamtwert von einer Milliarde Euro. Gemeinsam mit dem Verkauf von 1350 Wohnungen für rund 560 Millionen Euro sowie der Veräusserung von knapp 30 Prozent an seinem Südewo-Portfolio für eine Milliarde Euro gebe dies dem Unternehmen einen guten finanziellen Spielraum. Die Verbindlichkeiten seien damit bis Ende 2024 gedeckt.
Das Management arbeite nun an den Schulden ab 2025, sagte Buch. Hier komme das Joint-Venture ins Spiel. Das Unternehmen habe bereits ein weiteres Immobilienportfolio in ähnlicher Grössenordnung des Südewo-Portfolios identifiziert, das für einen Joint-Venture-Partner geeignet sei. Die Immobilien würden sich allerdings im Norden Deutschlands befinden.
Rund 66’000 Wohnungen sollen abgestossen werden
Nach jahrelangem Expansionskurs will sich Vonovia nach früheren Angaben von rund 66’000 Wohnungen trennen und mit dem Erlös die Verschuldung reduzieren. Im zweiten Quartal hat Vonovia unterdessen erneut einen Milliardenverlust erlitten. Unter dem Strich fiel wegen einer erneuten Abwertung der Immobilien ein Verlust von gut zwei Milliarden Euro an. Im Vorjahreszeitraum hatte Vonovia noch einen Gewinn von 1,8 Milliarden Euro ausgewiesen.
Der Wert des Vermietungsportfolios habe Ende Juni bei rund 88,2 Milliarden Euro gelegen, teilte Vonovia mit. Ende März wurden die Immobilien noch mit 91,2 Milliarden Euro und Ende 2022 sogar noch mit 94,7 Milliarden Euro bewertet.
Derweil lief es im Tagesgeschäft für Vonovia wieder etwas besser. Nach einem deutlichen Rückgang im Auftaktquartal verharrte der operative Gewinn (FFO) mit 502,2 Millionen Euro auf annähernd dem Vorjahresniveau. Während sich vor allem die Geschäfte mit der Projektentwicklung und zusätzlichen Dienstleistungen schwächer entwickelten, lief es für Vonovia in der Vermietung aufgrund der weiterhin hohen Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in den Ballungsgebieten deutlich besser.
Jahresziele bestätigt
Die Miete stieg per Ende Juni im Schnitt konzernweit auf 7,58 Euro pro Quadratmeter – das waren 1,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In Deutschland betrug die durchschnittliche Miete per Ende Juni bei Vonovia 7,51 Euro pro Quadratmeter. Der Umsatz legte in den drei Monaten bis Ende Juni um 1,5 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro zu. Die Jahresziele bestätigte das Unternehmen.
Vonovia konnte in den vergangenen Jahren der Niedrigzinsphase vor allem über Zukäufe im In- und Ausland kräftig wachsen. Dazu profitierte der Konzern von steigenden Mieten in den Grossstädten und Neubauten. 2021 glückte Vonovia die Übernahme von Deutschlands zweitgrösstem Vermieter Deutsche Wohnen. Im vergangenen Jahr wurde Vonovia zudem grösster Aktionär beim Branchenrivalen Adler Group , der in schweres Fahrwasser geraten war. Insgesamt besitzt Vonovia als Europas grösstes privates Wohnungsunternehmen rund 548’000 Wohnungen in Deutschland, Schweden und Österreich. (awp/mc/ps)