Vaduz – Die heutige Veröffentlichung der Inflationsrate ist die letzte, auf die der scheidende Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, reagieren kann. Noch hat der oberste Währungshüter eine Zinssitzung vor sich.
Zunächst gilt: Der scheidende EZB-Präsident hat seine Vorgaben nicht erfüllt. Die Teuerung liegt weit von dem entfernt, was eigentlich gewünscht wäre. Ziel ist eine Inflationsrate von knapp unter 2 %. Auch unter Herausrechnung der volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise sieht das Ergebnis dürftig aus. Die sogenannte Kernteuerungsrate steigt lediglich um 0.9 %.
Auch wenn es hart klingt: Die von Mario Draghi all die Jahre propagierte expansive Geldpolitik lief gemessen an der Preisentwicklung ins Leere. Das Arbeitszeugnis fällt an dieser Stelle wenig befriedigend aus. Wir wollen allerdings nicht unterschlagen, dass es ohne die Geldspritzen der EZB den Währungsraum vermutlich gar nicht mehr gäbe.
Geldpolitik funktioniert nur mit flankierenden politischen Massnahmen
Tatenlosigkeit lässt sich dem obersten europäischen Währungshüter sicherlich nicht vorwerfen. Doch die schleppende Inflationsentwicklung zeigt einmal mehr, dass Geldpolitik ohne flankierende politische Massnahmen nicht funktioniert. Die Amtszeit von Mario Draghi sei deshalb den Regierungschefs der Eurozone ein Mahnmal.
Draghi wird auf die schleppende Inflationsentwicklung nicht mehr reagieren. Der EZB-Präsident zündete im September sein geldpolitisches Abschiedsfeuerwerk. Die Notenbanksitzung im Oktober dürfte der Noch-Vorsitzende ohne weitere Aktionen hinter sich bringen. (VP Bank/mc/ps)