Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Die Kehrtwende nach der Ankündigung massiver Steuersenkungen im September hat nicht gereicht. Die britische Premierministerin Liz Truss von der Tory-Partei tritt zurück. Die ursprünglichen Pläne der Regierung hatten Turbulenzen an den britischen Finanzmärkten ausgelöst. Das Pfund aber auch Staatstitel reagierten damals deutlich.
Das Pfund konnte heute im Anschluss an die Nachricht über den Rücktritt nur geringfügig profitieren. Das Misstrauen der Finanzmärkte ist gross. Die britische Wirtschaft ist angeschlagen, was zur Besserung vor allem auch politischer Stabilität bedarf. Die schwache Währung, die hohe Inflation und die stark gestiegenen Zinsen haben das Land in eine schwierige wirtschaftliche Situation gebracht. Und natürlich wiegen auch die Folgen des Ausscheidens aus der EU noch schwer.
Die oppositionelle Labour Partei fordert Neuwahlen. Aktuellen Umfragen zufolge käme Labour auf knapp über 50 %. Die Tories hingegen schaffen es gerade einmal auf knapp über 24 %. Auch wenn Neuwahlen vorerst ausbleiben, eine Regierung unter Führung der Tories bliebe angeschlagen. Damit ist die politische Situation weiterhin fragil und die Unsicherheit hoch.
Von einer raschen Erholung des britischen Pfunds ist deshalb nicht auszugehen. Allerdings kann es nach diesen turbulenten politischen Tagen kaum noch schlimmer kommen. Gerade diese Sicht dürfte im Umkehrschluss auch eine neuerliche Schwächewelle der Währung verhindern. Vermutlich tritt die britische Währung zunächst auf der Stelle. Zeichnet sich etwas politische Stabilität ab, liegen auch wieder Kursgewinne der stark unterbewerteten Währung drin.