VP Bank Spotanalyse: Chinas Wachstum fühlt sich an wie eine Rezession

Thomas Gitzel

Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank)

Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank

Im Schlussquartal 2022 hat die chinesische Wirtschaft stagniert. Im Gesamtjahr wächst sie um 3%, was für chinesische Verhältnisse schwach ist.

Die wirtschaftliche Entwicklung in China in den letzten drei Monaten bestätigen den Gesamteindruck für 2022: schwierig. Gleichwohl ist die Stagnation im 4. Quartal fast schon ein Erfolg, denn es war ein deutlicher Rückgang des Bruttoinlandprodukts (BIP) erwartet worden. Insgesamt gilt aber: Für die chinesische Wirtschaft war das Jahr 2022 desaströs. Für ein Industrieland mag ein Wachstum von 3.0% sehr gut sein – für China fühlt es sich an wie eine Rezession. 

Die Covid-Eindämmungsmassnahmen belasteten den privaten Konsum und den Immobiliensektor. Die Wirtschaft litt zudem unter einem schwachen Export. Von einer raschen Besserung ist nicht auszugehen. Die Dezember-Daten zur Industrieproduktion und zu den Einzelhandelsumsätzen fallen zwar besser aus als erwartet, doch gerade der Konsum gibt gegenüber dem Vorjahresmonat weiter nach. 

Der Wegfall von Covid-Beschränkungen im Dezember führt zunächst zu einer dramatischen Erhöhung der Neuinfektionszahlen. Aus Furcht vor einer Ansteckung wird das öffentliche Leben zunächst stark eingeschränkt bleiben mit entsprechend negativen Auswirkungen auf den privaten Konsum. 

Die positiven Effekte dürften erst in den Frühjahrs- und vor allem in den Sommermonaten zu spüren sein. Hauptprofiteur wird der Freizeit- und Reisesektor sein. Gleichzeitig wird die chinesische Wirtschaft aber von einem schwachen Konsum in den USA und in Europa belastet bleiben. Die Exportgeschäfte werden weiterhin schwach laufen. Gerade aus diesem Grund sollte im laufenden Jahr nicht allzu viel von der chinesischen Wirtschaft erwartet werden – trotz der Öffnungsmassnahmen.

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