Im Dezember hat die Industrieproduktion in Deutschland unerwartet stark um 3.5 % gegenüber dem Vormonat nachgegeben. Die Exporte steigen gegenüber November nur leicht um 0.1 %.
Der Rückgang der Produktion war vorprogrammiert. Dass sie deutlich sinkt, muss in Anbetracht der nun schon lange anhaltenden Misere beim Auftragseingang nicht weiter überraschen. Es besteht ein direkter funktionaler Zusammenhang zwischen Aufträgen und Industrieproduktion. In Anbetracht der erneut schwachen Auftragszahlen zum Jahresende 2019 ist kein rascher Trendwechsel in Sicht. Die Industrieproduktion wird im ersten Quartal schwach auf der Brust bleiben.
Da gerade auch der Auftragseingang aus dem Ausland nach unten weist, muss es nicht weiter verwundern, dass die Exporte kaum nennenswert zulegen. Nicht einmal der schwache Euro kann Schützenhilfe leisten. Die in Folge des neuen Coronavirus unterbrochenen Lieferketten werden in den kommenden Monaten noch zu einem weiteren Belastungsfaktor für die deutschen Exporte. Allerdings wird es sich hierbei um einen temporären Effekt handeln. Die weitere Entwicklung im globalen Handel spielt mittelfristig die entscheidende Rolle.
Für die deutsche Gesamtwirtschaft stellt sich vielmehr immer drängender die Frage, wie es am Arbeitsmarkt weitergeht. Auf gesamtdeutscher Ebene zeigen sich die Beschäftigungszahlen weiterhin robust. Auf Ebene der Arbeitsamtsbezirke sieht die Entwicklung derweil recht unterschiedlich aus. Regionen mit einer starken Abhängigkeit vom Automobil- und Maschinenbau verzeichnen steigende Arbeitslosenquoten. Spuren der schwachen Industrieproduktion sind also bereits erkennbar. Jetzt kommt es darauf an, dass sich die verbesserten Konjunkturfrühindikatoren auch in einem steigenden Auftragsvolumen niederschlagen. Wäre dies der Fall, würde Deutschland gerade noch rechtzeitig die Kurve kriegen.
Insgesamt gilt: Die Daten machen nochmals eindrücklich klar, dass die deutsche Wirtschaft Spielball der Weltkonjunktur ist. (VPB/mc)