VP Bank Spotanalyse: Deutsche Konjunktur – ifo-Geschäftsklimaindex nur auf den ersten Blick gut
Der ifo-Geschäftsklimaindex steigt im September von 94.3 auf 94.6 Punkte.
Vaduz – Nach der gestrigen Veröffentlichung der Einkaufsmanagerindizes war man für den ifo-Geschäftsklimaindex auf das Schlimmste gefasst. Es ging jedoch nochmals glimpflich aus – aber nur auf den ersten Blick. Das im Vergleich zum September höhere Niveau des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers ist lediglich darauf zurückzuführen, dass die Unternehmen ihre gegenwärtige Situation als besser einschätzen. Der Ausblick für den weiteren Geschäftsverlauf trübt sich weiter aus. Bei Betrachtung des dazugehörigen Indexverlaufs gilt: Willkommen im Gruselkabinett.
Die Handelskonflikte, der ungelöste Brexit-Prozess und die Umstellung vom Verbrennungs- auf den Elektromotor setzen der deutschen Volkswirtschaft also weiterhin massiv zu. Dem ist aber nicht genug, es gesellt sich jetzt auch noch eine geopolitisch heikle Situation in Nahost hinzu.
Industrieverbände bleiben pessimistisch
Ob der leicht gestiegene ifo-Geschäftsklimaindex als erste Indikation für wieder bessere wirtschaftliche Zeiten gilt, darf deshalb getrost bezweifelt werden. Wichtige Industrieverbände wie der Verband der Maschinen- und Anlagebauer (VDMA) stimmen auf schwierige Zeiten ein.
Darüber hinaus trübte sich die Beschäftigungssituation weiter ein. Letzteres muss in Anbetracht schwacher Auftragseingangsdaten für das produzierende Gewerbe kaum verwundern. Es bedarf wohl einer Lösung der Handelskonflikte, um die exportabhängige deutsche Wirtschaft nachhaltig wieder auf höhere Touren zu bringen.
Zu den weiteren Details: Zwar kann sich der ifo-Geschäftsklimaindex für den Dienstleistungssektor im September verbessern, doch die Misere im verarbeitenden Gewerbe hält ungebremst an. Kommt es zu keiner Aufhellung in den kommenden Monaten, ist der weitere Weg vorgezeichnet: Der Arbeitsmarkt wird deutlicher in Mitleidenschaft gezogen werden. Leidet die Beschäftigung, sind auch die Sternstunden am Bau vorbei. Das klingt jetzt alles recht düster, doch es fehlt derzeit am nötigen Lichtblick.
Handelskonflikte ziehen immense Konsequenzen nach sich
Es wird jetzt richtig deutlich, dass die Handelskonflikte immense wirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen. Exportstarke Länder kommen mächtig unter die Räder. Damit ist es aber auch offensichtlich, wie es zu einer Besserung kommen kann: Die Zollstreitigkeiten zwischen den USA und China müssen beigelegt werden.
Kurzum: Der gestiegene ifo-Geschäftsklimaindex ist nur auf den ersten Blick eine positive Nachricht. Die Details lehren einem nach wie vor das Fürchten. (VP Bank/mc/ps)