Nach den Lockerungsmassnahmen herrscht allgemeine Erleichterung. Der ifo-Geschäftsklimaindex entfernt sich von seinen Allzeittiefständen. Und er steht wieder klar über dem Tief des Jahres 2009. Firmenlenker atmen durch. Das Wiederanfahren der Wirtschaft verspricht für das zweite Halbjahr höhere Umsätze. Die weiteren Geschäftsaussichten hellen sich im Vergleich zum Vormonat nochmals deutlich auf. Der entsprechende Index steigt von 80.5 auf 91.4.
Überschwängliche Freude kommt aber nicht auf. Der Stachel sitzt tief. Der erste Schock ist zwar überwunden, doch das wirtschaftliche Schleudertrauma macht sich jetzt richtig bemerkbar. Die deutsche Volkswirtschaft wird an den Folgen der Pandemie noch längere Zeit leiden. Bis die konjunkturellen Wunden heilen, können noch Jahre ins Land gehen.
Unternehmen und private Verbraucher sind stark verunsichert. Viele offene Fragen bleiben. Kommt es zu einer zweiten Welle? Kommt es zu neuen drastischen Eindämmungsmassnahmen? Mehr als 7 Millionen Arbeitnehmer befinden sich derzeit in Kurzarbeit und fürchten sich vor dauerhafter Arbeitslosigkeit. Grössere Anschaffungen, auch der Kauf einer Wohnung oder eines Hauses, werden zurückgestellt. Unternehmen geht es mit ihren Investitionsplanungen ähnlich.
Damit beginnt ein gefährlicher Teufelskreis. Zurückgestellte Käufe und Investitionen bremsen die Nachfrage und verhindern eine nachhaltige konjunkturelle Erholung. Auch die stark ansteigende Zahl von Corona-Neuinfektionen in den USA dürfte im Exportsektor mit Sorgen verfolgt werden. Die USA ist das wichtigste Exportland für Deutschland.
Doch es gibt auch positive Signale. Unternehmen und auch der öffentliche Sektor haben die Zeichen der Zeit erkannt. Vielerorts wird nun in die Zukunft investiert. Digitalisierungsprojekte und Investitionen in künstliche Intelligenz werden beschleunigt. Genau diese Zeichen braucht es, um der Corona-Pandemie bei allem Wehklagen etwas Positives abzugewinnen. (VP Bank/mc)