Der ifo-Geschäftsklimaindex verbessert sich im Februar nur leicht. Das Konjunkturbarometer steigt von 90.3 auf 92.4.
Vaduz – Ein klares konjunkturelles Signal lässt sich dem ifo-Geschäftsklimaindex nicht entnehmen. Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer steckt derzeit in einer Grauzone fest. Die Eindämmungsmassnahmen belasten den Dienstleistungssektor noch immer schwerwiegend. Die nur schleppende Verteilung des Impfstoffes und die Ausbreitung der britischen Virus-Mutation schlägt den Dienstleistern weiterhin auf den Magen. Es fehlt derzeit eine klare Perspektive für die kommenden Wochen. Die fehlende Planungssicherheit verunsichert die vielen tausend Einzelhändler und Gastronomen in den deutschen Innenstädten.
Vergleichsweise gut geht es dem verarbeitenden Gewerbe. Dank einer erfreulichen Auslandsnachfrage, vor allem aus China, blickt die Industrie verhältnismässig zuversichtlich in die Zukunft. Der ifo-Index für das verarbeitende Gewerbe steigt im Februar um mehr als sieben Punkte. Damit folgt das Münchener Konjunkturbarometer den guten Vorgaben des Einkaufsmanagerindex.
Nach wie vor ist die wirtschaftliche Situation also zweigeteilt. Die Spanne reicht dabei von zu Himmel hoch jauchzend bis zu Tode betrübt. Dies gilt selbst mit Blick auf die Industrie. Eine einfache Grundregel lautet dabei: Je geringer die Distanz zur Automobilwirtschaft ist, desto grösser das Leiden. Während die deutschen Premiumhersteller derzeit von einer überraschend starken chinesischen Nachfrage profitieren, setzt sich der Strukturwandel unterdessen mit Vehemenz fort. Die Umstellung auf die Elektroautomobilität führt innerhalb der Automobilwirtschaft zu einer neuen Priorisierung von Investitionsvorhaben. Es wird vermehrt in Software investiert und weniger in Maschinen. Leidtragender ist etwa der Werkzeugmaschinenbau. Die konjunkturelle Spreizung innerhalb der Industrie ist derzeit immens. Darüber hinaus lässt die chinesische Nachfrage auf hohem Niveau etwas nach, was zu einer etwas schwächeren Industriekonjunktur im ersten Quartal führen wird.
Die Hoffnungen beruhen deshalb auf einer zunehmenden Immunisierung grosser Bevölkerungsschichten in den Industrieländern. Die Rückkehr zur Normalität gepaart mit wirtschaftlicher Schützenhilfe der Regierungen und Notenbanken verspricht merklich höhere Wachstumsraten im zweiten Halbjahr. Die Einschätzung der Unternehmen für den weiteren wirtschaftlichen Verlauf kann sich deshalb im Februar spürbar verbessern. Der entsprechende Index notiert auf dem höchsten Stand seit Oktober.
Die deutsche Wirtschaft steckt im ersten Quartal in einer wirtschaftlichen Grauzone. Der Dienstleistungssektor ist schwerwiegend angeschlagen, während es der Industrie vergleichsweise gut geht. Dem verarbeitenden Gewerbe wird es deshalb weiterhin gelingen, Verluste des Dienstleistungssektors teilweise zu kompensieren. Die Betonung liegt aber auf „teilweise“. Eine vollständige Kompensation wie es im vierten Quartal des vorangegangenen Jahres der Fall war, wird sich nicht nochmal wiederholen lassen. Ein neuerliches Schrumpfen der deutschen Volkswirtschaft im ersten Quartal wird sich wohl nicht vermeiden lassen. Allerdings deutet die Verbesserung des ifo-Geschäftsklimaindex darauf hin, dass das Minus nicht gravierend ausfallen wird. (VP Bank/mc/ps)