Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Inflationsrate steigt weiter leicht an
Die Inflationsrate steigt im April einer vorläufigen Schätzung zufolge von 7.3 % auf 7.4 %.
Die Lage hat sich nicht beruhigt, die Inflationsrate steigt wider Erwarten an. Auch wenn der Anstieg nur gering ausfällt, die Inflationsrate schraubt sich auf immer höhere Niveaus hoch. Die mit dem Krieg in der Ukraine gestiegenen Energiepreise haben ihren Weg in das breite Preisgefüge gefunden. Höhere Ausgaben für Diesel, Gas und Strom werden von der Industrie, den Logistikunternehmen und dem Einzelhandel weitergegeben.
Je mehr Güter sich verteuern, desto hartnäckiger wird die Inflation. Dies erfordert das energische Eingreifen einer Notenbank. Die EZB zeigt sich bislang noch relativ gelassen – was gefährlich ist. Die europäischen Währungshüter laufen Gefahr, zu einem späteren Zeitpunkt umso drastischer reagieren zu müssen. Immerhin war von einzelnen Notenbankmitgliedern zuletzt zu vernehmen, dass drei Zinserhöhungen im laufenden Jahr auf der Agenda stehen könnten. Eine erste Zinsanhebung im Juli liegt mittlerweile im Bereich des Möglichen.
Die EZB wird auch im kommenden Jahr ihren geldpolitischen Straffungskurs fortsetzen müssen. Die Inflationsraten werden über längere Zeit über dem EZB-Ziel von 2 % verharren. Höhere Zinsen werden den Preisauftrieb am deutschen Immobilienmarkt einbremsen und die Bauaktivität wird ebenfalls darunter leiden. Die Geschäftserwartungen im Bauhauptgewerbe sind gemäss dem ifo-Geschäftsklimaindex auf einem Tiefstand seit der deutschen Wiedervereinigung. Je deutlicher die EZB zu einem späteren Zeitpunkt handeln muss, desto drastischer die Folgen für die Bauwirtschaft und für die Gesamtwirtschaft. An die EZB sei gerichtet: Hohe Inflationsraten sind schädlich für das Wachstum. (VP Bank/mc/ps)